Vorwürfe gegen Schweinemäster aus den Kreisen Steinfurt und Borken

Lokalzeit Münsterland 23.04.2025 03:14 Min. Verfügbar bis 23.04.2027 WDR Von Antje Kley

Vorwürfe gegen drei Münsterländer Schweinemäster wegen Tierquälerei

Stand: 23.04.2025, 14:41 Uhr

Tierschützer haben Schweinemäster wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt. Die Staatsanwaltschaft ist informiert.

Von Antje Kley

Es sind Bilder, die schwer auszuhalten sind. Stundenlang haben Tierrechtler heimlich in drei Schweinemastbetrieben im Münsterland gefilmt - einer liegt im Kreis Borken, zwei im Kreis Steinfurt. Beide Kreise gelten als Hochburgen in Sachen Schweinehaltung.

Schwein mit Geschwür

Der entzündete und blutige After eines Schweins

Man sieht Tiere mit Nabelbrüchen, mit blutigem After, manchmal hängt bereits Gedärm heraus. Man sieht tote Tiere, und man sieht Schweine, die an den Kadavern knabbern. Die Tierrechtsorganisation "Aninova e.V." hat die drei Schweinemäster wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angeklagt.

Tierarzt: Verstoß gegen das Tierschutzgesetz

Ein Mann mit Brille im grauen Hemd

Dr. Jochen Weins von "Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft"

Dr. Jochen Weins war Kreisveterinär in Euskirchen und Mitglied der Bundestierärztekammer. Heute ist er bei den "Tierärzten für verantwortbare Landwirtschaft". Er hat sich die Aufnahmen angesehen.

Seiner Ansicht nach ist ganz klar: das seien eindeutig Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, "teilweise sogar Straftatbestände, würde ich sagen. Länger anhaltende Schmerzen, Leiden und Schäden". Laut Nutztierhaltungsverordnung müsse ein Tierhalter in solchen Betrieben einmal am Tag nach den Tieren schauen, so Weins - den Aufnahmen zufolge sei das nicht passiert.

Ein Betrieb hat Haltungsstufe 3 bei der Tierwohlinitiative

Nabelbruch bei einem Schwein

Nabelbruch bei einem Schwein

Für Jan Peifer von der Tierrechtsorganisation "Aninova e.V." ist besonders eklatant, dass alle drei Schweinemastbetriebe bei der Tierwohlinitiative mitmachen. Ihm sind die heimlich gemachten Videos zugespielt worden. Er sagt, ein Schweinemäster aus dem Kreis Steinfurt habe sogar die Haltungsstufe 3. Das bedeutet, die Schweine haben mehr Platz und ein Außengehege. Dennoch seien auch hier eklatante Tierschutzverletzungen gefilmt worden.

Mann mit Bart vor einem Laptop

Jan Peifer von Aninova e.V.

Der Tierrechtler äußert auch Vorwürfe gegen die Behörden, denn zumindest zwei der Betriebe seien 2019 und 2022 schon mal wegen Tierschutzverstößen aufgefallen.

"Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum gerade Betriebe, die schon einmal negativ aufgefallen sind, warum die nicht engmaschig kontrolliert werden." Jan Peifer, Tierrechtsorganisation Aninova e.V.

Kreisveterinärbehörden haben Anzeige erstattet

Die Aufnahmen sind auch den zuständigen Kreisveterinärämtern zugeschickt worden. Die Steinfurter Behörde hat gegen beide Betriebe Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Münster prüft die Fälle zurzeit. Aus dem Kreis Borken heißt es, dass man angeordnet habe, die festgestellten Mängel zu beseitigen. Und weiter: "Parallel dazu erfolgte eine Sanktionierung durch die Einleitung ordnungsrechtlicher Maßnahmen."

Alle drei Betriebe liefern ihre Schweine an das Schlachtunternehmen Westfleisch. Auf WDR-Anfrage, wie der Konzern zu den Missständen steht, antwortete Westfleisch schriftlich: "Wir nehmen solche Hinweise sehr ernst und gehen ihnen mit aller Entschiedenheit nach." Der Konzern prüfe die Vorwürfe derzeit sehr intensiv.

Anwalt: Aufnahmen aus der Krankenbucht

Von den drei Schweinemästern gibt es gegenüber dem WDR keine Interviews oder mündliche Stellungnahmen. Ein Anwalt teilte zu den Vorwürfen aber schriftlich mit, dass sich die Tiere seines Mandanten zum "Zeitpunkt der Aufnahmen nachweislich in einer Krankenbucht und in tierärztlicher Behandlung befunden haben." So seien die Videos ganz gezielt gemacht worden. "Von einer Verletzung des Tierschutzgesetzes kann also keine Rede sein."

Ministerium kündigt neue Schwerpunktkontrollen an

"Auf dem Bildmaterial, welches dem MLV zur Verfügung steht, sind tierschutzwidrige Zustände zu erkennen," heißt es dazu kurz und knapp vom zuständigen NRW-Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in einer schriftlichen Stellungnahme.

Wieder Vorwürfe gegen Schweinemäster aus dem Münsterland

WDR Studios NRW 23.04.2025 00:43 Min. Verfügbar bis 23.04.2027 WDR Online


Alle Behörden seien informiert worden, es könne Bußgelder und Strafverfahren geben - Nachkontrollen ebenfalls. Bei der Frage, ob und wie man im System der Schweinehaltung durchgreifen wolle, bleibt die Stellungnahme des Ministeriums eher vage. Aber: "Eine weitere Schwerpunktkontrolle ist bereits geplant."

Unsere Quellen:

  • Tierschutzorganisation Aninova e.V.
  • Kreisveterinärämter Borken und Steinfurt
  • Tierärzte für Verantwortbare Landwirtschaft
  • Westfleisch
  • Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz
  • Anwalt eines Schweinehalters