300.000 Kriegsgefangene hatten die Nationalsozialisten in Schloss Holte-Stukenbrock zusammengepfercht. Sie mussten im Bergbau und in der Rüstungsindustrie unter unmenschlichen Bedingungen schuften. Die meisten starben. Also sollte ein Ort entstehen, der an die Nazi-Verbrechen an den Zwangsarbeitern erinnert. Kein Denkmal, sondern eine Forschungs- und Bildungsstätte mit einer modernen Ausstellung.
Förderer fürchten um das Projekt
Burkhard Poste vom Förderverein Gedenkstätte STALAG 326 zeigt Besuchern gerne das Entlausungshaus. Eine triste dunkle Halle. Hier mussten sich die Kriegsgefangenen entkleiden. Nackt waren sie fortan der Willkür der Nazi-Schergen ausgeliefert. "So etwas gibt es nirgendwo sonst", sagt er.
Das Gebäude sollte das Herzstück einer modernen Ausstellung werden, in der die Leiden der Kriegsgefangenen mit 3D-Technik und audio-visuellen Medien erfahrbar werden. Aber wenn die Mittel für den Betrieb der Gedenkstätte fehlten, sei das ganze Projekt gefährdet, so Poste.
CDU-Fraktion schert aus
Bislang wollten der Bund, das Land NRW und der Landschaftsverband Westfalen Lippe 64 Millionen Euro bereitstellen. Städte und Kreise in Ostwestfalen-Lippe sollten später ein Viertel der Betriebskosten zahlen, so hatten es die Beteiligten über die Parteigrenzen hinweg vereinbart.
Aber jetzt schert die CDU-Fraktion im Gütersloher Kreistag aus. Fraktionschefin Birgit Ernst meint, 460.000 Euro pro Jahr aus der Kreiskasse seien zu viel, 200.000 würden reichen. Und dann lässt sie durchblicken, was sie antreibt: "Viele Bürger signalisieren uns, dass sie das nicht wollen. Sollen wir riskieren, dass sie zur AfD abwandern?" Überhaupt sei das Projekt viel zu teuer. Zehn, 15 Millionen, mehr solle die Gedenkstätte nicht kosten.
Fatales Signal
Gerade jetzt beim Erstarken des Rechtsextremismus sei Haltung gefragt, sagt Günter Garbrecht vom Verein gegen Vergessen – für Demokratie. Er sieht die CDU-Kreistagsfraktion in gefährlicher Nähe zur AfD. Die Gedenkstätte sei wichtig, um gerade jungen Menschen die Folgen der Nazi-Diktatur nahe zu bringen. Teile der CDU lehnten aber so eine Erinnerungskultur ab.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hält weiter unbeirrt an den Plänen für die Gedänkstätte Stalag 326 fest. Die zuständige Dezernentin hat am Mittwoch im LWL-Kulturausschuss über den Stand der Dinge informiert. Der Antrag der CDU im Kreis Gütersloh, weniger Geld für den Betrieb der Gedenkstätte zu geben, war dabei kein Thema, heißt es vom LWL.
Kommenden Montag ist die Beteiligung an den Betriebskosten Thema im Kreistag.