Wie schnell sind Rettungskräfte vor Ort?
Lokalzeit Südwestfalen. 17.07.2024. 24:55 Min.. Verfügbar bis 17.07.2026. WDR. Von Heinz Krischer.
Rettungskräfte in Südwestfalen sind oft nicht schnell genug
Stand: 20.07.2024, 06:00 Uhr
Wenn der Rettungsdienst optimal funktionieren würde, könnten mehr Menschen überleben. Gerade in ländlichen Gebieten wie Südwestfalen sind die Rettungskräfte oft nicht schnell genug.
Von Heinz Krischer
In maximal zwölf Minuten sollen Rettungsdienste in NRW im Notfall bei den Patienten sein - ideal wären sogar nur acht Minuten. Doch gerade in ländlichen Bereichen ist das momentan kaum zu schaffen. Umfragen des SWR zeigen, dass in Südwestfalen keiner der Rettungsdienste das vorgegebene Ziel zu erreichen: In 80 Prozent der Notfälle soll der Rettungsdienst innerhalb von 8 Minuten beim Patienten ankommen.
Der Kreis Soest meldet gerade mal 14 Prozent, der Hochsauerlandkreis 55 Prozent. Und selbst das 12-Minuten-Ziel wird hier nicht komplett erreicht - hier kommt man nur in rund 82 bis 87 Prozent der Fälle rechtzeitig an, teilten die Kreisverwaltungen dem WDR mit.
Neue Rettungswachen sollen helfen
Um die Situation zu verbessern, werden gerade neue Rettungswachen gebaut, um die Anfahrzeiten zu verkürzen. Im Hochsauerlandkreis sollen sieben Wachen neu gebaut oder umgerüstet werden. Im Kreis Siegen-Wittgenstein läuft der Prozess bereits.
"Rettungswachen werden verlegt, deren Anzahl sowie die Anzahl der einzelnen Rettungsmittel erhöht", schreibt Torsten Manges, Sprecher des Kreises Siegen-Wittgenstein. "In den Bereichen, in denen diese Elemente des Rettungsdienstbedarfsplanes bereits umgesetzt werden konnten, ist eine deutlich messbare Verbesserung der Eintreffzeiten festzustellen."
Notärzte fehlen nicht nur in den Rettungswachen
Praktiker aus der Notfallmedizin warnen aber davor, nur auf Notärzte in den Wachen zu setzen. Weil diese Medizinerinnen und Mediziner so gefragt sind, müssten sie von Krankenhäusern abgezogen werden - und würden dann dort fehlen.
Dr. Dietmar Wetzchewald bildet seit 30 Jahren Notärzte aus.
"Das führt dann zu Wartezeiten in den Zentralen Notfallaufnahmen", sagt Dr. Dietmar Wetzchewald. Der Internist bildet seit 30 Jahren Notärztinnen und Notärzte aus dem ganzen Bundesgebiet in seinem Zentrum in Arnsberg aus. Für die Reanimation in den ersten Minuten seien auch Notfallsanitäter bestens ausgebildet, sagt der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Intensivmedizin (AIM).
Laien-Ersthelfer sind wichtige Unterstützung
Und gerade in den ländlichen Regionen mit weiten Anfahrwegen sei das System der First Responder wichtig. Das sind Laien-Ersthelfer, die per Smartphone-App alarmiert werden, wenn in ihrer Nähe ein Notfall ist. Sie können oft schon in vier bis fünf Minuten vor Ort sein. In Südwestfalen sind aktuell mehr als 2500 First Responder per App zu erreichen. Allein im Märkischen Kreis absolvierten sie im vorigen Jahr 517 Einsätze.
Unsere Quellen:
- SWR Data Lab-Recherche
- WDR-Recherche
- Kreisverwaltung Soest
- Kreisverwaltung Hochsauerlandkreis
- Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein
- Dr. Dietmar Wetzchewald, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Intensivmedizin