Strafanzeige wegen Taubenfang-Aktion in Emsdetten
Lokalzeit Münsterland. 05.02.2025. 02:39 Min.. Verfügbar bis 05.02.2027. WDR. Von Katja Corina Bothe.
Strafanzeige wegen Taubenfang-Aktion in Emsdetten
Stand: 06.02.2025, 06:00 Uhr
Gegen die an der Taubenfang-Aktion beteiligten Mitarbeiter des Kreises Steinfurt und der Stadt Emsdetten ist eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster eingegangen. Die Aktion, bei der die männlichen Tiere sterilisiert werden sollten, sei nicht rechtens, so die Kläger.
Von Katja Bothe
Der Streit um die Tauben in Emsdetten schwelt schon seit mehreren Jahren. Er begann damit, dass eine einzelne Person anfing, die Tiere im Winter zu füttern, weil Stadttauben in kalten Monaten besonders an Hunger leiden. Die Tiere nahmen das dankbar an - und vermehrten sich.
Inzwischen sind es so viele, dass die Stadt die Population mithilfe von Vasektomie, also dem Sterilisieren der männlichen Tauben, in den Griff bekommen wollte.
Tauben fangen und sterilisieren
![Ein Käfig am Rande eines Grünstreifens | Bildquelle: WDR Ein Käfig am Rande eines Grünstreifens](/nachrichten/westfalen-lippe/Taubenaktion-Emsdetten-102~_v-ARDAustauschformat.jpg)
Fangkorb für Tauben
Mitarbeiter des Kreises Steinfurt und der Stadt Emsdetten haben deshalb vor etwa drei Wochen große Fangkörbe aufgestellt. Mit Futter sollten die Tiere in die Körbe gelockt werden. Ein Veterinär sollte sie untersuchen, ihre Krankheiten behandeln und sie sterilisieren.
Die beringten Tauben sollten ihren Züchtern zurückgegeben werden. Auch die Frau, die die Tauben bisher gefüttert und deshalb diverse Bußgelder und Mahnverfahren erhalten hat, war mit der Maßnahme einverstanden.
Strafanzeige von Tierrechtler
Der Anwalt, der die Taubenfütterin bisher vor Gericht vertreten hat, war allerdings anderer Ansicht. Eisenhart von Loeper ist als Jurist mit anderen dafür eingetreten, dass die Tierrechte 2002 im Grundgesetz der Bundesrepublik verankert wurden.
Der inzwischen 83-Jährige ist Tierrechtler der ersten Stunde. Und im Grundgesetz heißt es: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Bei der Fangaktion würde den Tieren aber erheblicher Schaden zugefügt, ohne dass ein Nutzen erwiesen sei.
Jurist: Viele Tauben überleben die Operation nicht
![Viele Tauben auf kleiner Fläche | Bildquelle: WDR Viele Tauben auf kleiner Fläche](/nachrichten/westfalen-lippe/zu-viele-tauben-in-emsdetten-102~_v-ARDAustauschformat.jpg)
Das Unfruchtbarmachen hilft offenbar nur bedingt gegen Tauben-Plage
Denn ein Versuch in der Schweiz habe gezeigt, dass die Vasektomie, also das Unfruchtbarmachen der männlichen Tauben, die Population nicht eindämme. Es sei unmöglich, alle Tiere einzufangen. Außerdem sei wahrscheinlich, dass die Tauben auch jetzt im Winter an geschützten Stellen Nachwuchs großzögen. Die Küken würden verhungern, wenn die Elterntiere weggefangen werden.
Und nicht zuletzt würden viele Tauben bei der Operation zu Tode kommen. Zudem müssten alle Tiere aufgeschnitten werden, da man von außen männliche und weibliche Tauben gar nicht unterscheiden könne.
Stadttauben sind Haustauben
Stadt und Kreis haben die Fangkörbe wieder abgebaut und wollten sich dem WDR gegenüber wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern. Die Bevölkerung ist überwiegend der Meinung, die Tiere müssten reduziert werden - wie auch immer.
Stadttauben sind Haustauben, die von Züchtern ausgesetzt wurden, um über sehr weite Strecken zurück nach Hause zu fliegen. Viele finden den Weg aber nicht. Sie landen völlig geschwächt in Innenstädten, wo sie sich von Abfall ernähren müssen und krank werden.
Keine Brutsaison bei Haustauben
Dennoch vermehren sie sich rasant, denn sie haben - anders als Wildtauben - keine Brutsaison. Wenn sie einen einigermaßen geschützten Unterschlupf haben, brüten sie auch im Winter.
Wie es mit den Tauben in Emsdetten nun weitergeht, ist offen. Am Kirchturm hat sich ein Falke angesiedelt. Er dürfte in nächster Zeit weiterhin der einzige sein, der der Taubenpopulation ganz legal Schaden zufügt.
Unsere Quellen:
- Stadt Emsdetten
- Kreis Steinfurt
- Eisenhard von Loeper, Tierrechtler