Hochwasser: Die Lage in Münster und im Kreis WAF
Lokalzeit Münsterland. 27.12.2023. 03:15 Min.. Verfügbar bis 27.12.2025. WDR. Von Hartmut Vollmari.
Landwirt bei Telgte baut eigenen Deich
Stand: 27.12.2023, 17:44 Uhr
Im Kampf gegen die Wassermassen hat ein Landwirt bei Telgte im Kreis Warendorf über Weihnachten einen eigenen Deich gebaut, um Haus und Hof zu schützen. Am Mittwoch war das THW zur Unterstützung vor Ort.
Von Martin Heuchel
Der Hof von Ludger Rölver liegt in Sichtweite der Ems. Aber an diesen Tagen ist das Wasser noch näher als sonst: Durch das Hochwasser bedeckt der Fluss schon die am Ufer gelegenen Felder des Landwirten. Jetzt schützt nur noch ein improvisierter Deich den Hof und das Wohnhaus. Ob der ausreicht, werden die nächsten Tage zeigen. Dann soll laut Technischem Hilfswerk der Pegel weiter steigen.
Seit Freitag vor Weihnachten konnte Ludger Rölver beobachten, wie das Wasser der Ems immer weiter anstieg. "Vor allem an Heiligabend und an den Weihnachtstagen ist das Wasser unaufhaltsam gewesen", berichtet der Landwirt.
Hof wäre ohne improvisierten Deich überflutet
Als das Wasser immer näherkam, übernahmen er und seine Familie die Initiative: Bei einem Bekannten bestellten sie einen Bagger und errichteten mit dessen Unterstützung einen ersten improvisierten Deich aus aufgeschütteter Erde.
Ludger Rölver mit seiner Schwester Helga Helmer-Rölver.
Über die Weihnachtstage verbesserten sie den Wall weiter: Anderthalb Meter hoch ist ihr Deich jetzt und dringend notwendig - ohne den Schutz hätte die Ems den Hof schon unter Wasser gestellt.
Parallel dazu läuft die Vorbereitung auf den Notfall: die 90 Tiere sind seit gestern vom Hof. Heute bringt der Landwirt die Maschinen in Sicherheit. Ludger Rölver selbst will erstmal bleiben.
Erinnerungen an Hochwasser 1946
Die Weihnachtstage hatten er und seine angereiste Familie sich natürlich ganz anders vorgestellt. Über alle Tage hinweg waren sie gemeinsam im Einsatz, um ihren Hof zu schützen. Das ansteigende Wasser mache schon bange, gesteht er.
Ihr Hof ist schon über ein Jahrhundert im Familienbesitz und nicht zum ersten Mal von der Ems bedroht. Beim Hochwasser 1946 stand das Haus einen Meter unter Wasser. Für Ludger Rölvers Vater eine nachhaltige Erinnerung: In den 1960er-Jahren zog er den Fußboden im Wohnhaus hoch, um bei Hochwasser besser geschützt zu sein.
Sollte der Deich in den nächsten Tagen brechen, könnte diese Maßnahme das Haus retten: Die Familie hofft, dass in diesem Notfall nur der Keller volllaufen wird.
THW seit heute im Einsatz
THW und freiwillige Helfer verdeichen das Wohnhaus mit Sandsäcken.
Schon gestern rückten Experten vom THW an, um den Deich von Ludger Rölver zu inspizieren. Seit heute morgen sind 30 Einsatzkräfte vom THW und 25 freiwillige Helfer vor Ort im Einsatz. Mit Sandsäcken bauen sie einen zweiten, ein Meter hohen Deich hinter dem improvisierten Deich.
Dieser soll das Haus zusätzlich schützen: "Wenn die Ems weiter steigt, spült das Wasser die Deicherde hier weg und überflutet das ganze Gelände", prognostiziert Patrick Cauvet vom THW: "Diese aufgeschüttete Erde kann gegen die ersten Wassermassen helfen, aber auf Dauer reicht das nicht."
Am Mittwoch fiel der Pegel erstmal leicht ab. Das THW rechnet aber mit einem erneuten, deutlichen Anstieg aufgrund von Regenfällen in den kommenden Tagen. Dann könnten die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen noch wichtig werden.
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