Tilman war 24 Jahre alt, als er 2017 an einer Überdosis Fentanyl starb – der älteste Sohn der Familie Holze aus Münster. Acht Jahre lang mussten Christiane Holze, ihr Mann Erhard und die Brüder Tobias und Titus mit ansehen, wie Tilman immer tiefer in eine Drogenkarriere abrutschte. Am Ende konnten sie nichts mehr für ihn tun.
Ein Staubkorn zu viel
An Tilmans Todestag besuchen die Eltern und Bruder Titus den neunten Jahrgang des Schlaun-Gymnasiums in Münster. "Heute vor 7 Jahren ist unser Sohn gestorben", leitet Vater Erhard seine Erzählung über den letzten Drogenrausch seines Sohns ein. "Tilman war in sein Zimmer gegangen, hat dort das Fentanyl, ein ganz leichtes Pulver, auf eine dünne Alufolie gelegt und eingesogen“, erzählt er.
Als Mutter Christiane nach ihrem Sohn schauen wollte, habe Tilman auf dem Boden gelegen "schon ganz blau". Er wurde zwar wiederbelebt, drei Tage später aber war er tot. "Schon ein Staubkorn Fentanyl zu viel kann tödlich sein", erklärt Erhard Holze den entsetzen Schülern. Unterdessen gehen Fotos des 16-jährigen Tilman durch die Reihen.
Fentanyl beigemischt
Wie gefährlich Fentanyl ist, das weiß auch Eva Gesigora von der Drogenberatungsstelle "Indro" in Münster. Sie ist Krankenschwester und passt auf, dass im sogenannten Konsumraum des Indro nichts passiert. Das "Indro" hat vor kurzem an einer bundesweiten Studie zu Fentanyl teilgenommen. In Münster, Aachen und Düsseldorf wurden Heroinproben auf Fentanyl-Beimischungen geprüft. In Münster waren acht von knapp 300 Proben positiv.
In den USA und Kanada hat die Fentanyl-Welle längst für Horrorszenarien in der Drogenszene gesorgt. Zuckende, gekrümmte Körper auf den Straßen, schreckliches Elend. Seitdem die Taliban in Afghanistan den Opium-Anbau zur Drogenproduktion verboten haben, ist Heroin schwerer zu bekommen. Fentanyl dient daher als Streckmittel, die Wirkung ist aber bis zu hundert mal stärker als Heroin.
Die Droge kam per Post
"Unser Sohn hat sich Fentanyl im Darknet besorgt", erzählt Erhard Holze. Tilman habe ihm gesagt, da sei der Stoff leicht zu bekommen und auch relativ günstig. "Zu ihm kam das Fentanyl in schönen gelben Umschlägen per Post."
Drei Jahre nach Tilmans Tod haben die Eltern die Tilman-Holze-Stiftung gegründet. Das Ziel ist, gemeinnützige Projekte zur Sucht- und Drogenberatung, Prävention und Therapie finanziell zu unterstützen.
Für die Holzes bedeutet das viel, und so machen sie Schulbesuche wie den an Tilmans Todestag mit vollem Engagement. Und Tilmans Geschichte hinterlässt bei den Schülern Spuren, einige verdrücken sogar ein paar Tränen.
Über dieses Thema berichten wir am 10.04.2024 auch im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland.
Unsere Quellen:
- WDR Reporterin vor Ort
- Drogenhilfezentrum INDRO e.V.