Eigentlich wollten die zwei jungen "Urbexer", die als Hobby "Lost Places" suchen und dokumentieren, sich nur ein ehemaliges Café in Vlotho angucken, vielleicht ein paar Fotos oder ein Video machen. Was sie hinter der Tür fanden, ließ sie aber staunen: Hunderte Kartons lagerten in dem Haus.
Nach einem kurzen Blick war ihnen klar: Hier liegen tausende Patientenakten. Befunde, Röntgenbilder - und das alles mit Namen und Adressen von Patienten. Sensible Daten, die für sie frei zugänglich waren. Die Eingangstür, versichern sie, sei nicht abgeschlossen gewesen.
Patientenakten gehören zu einer Reha-Klinik
Logos und Aufdrucke auf den Akten wiesen auf eine benachbarte Klinik hin: Die Weserland-Klinik Bad Seebruch. Wie kann es sein, fragten sich die beiden "Urbexer", dass das Gebäude nicht verschlossen war? Sie drehten ein Video von ihrer Entdeckung und wandten sich an den WDR.
Gleich an mehreren Tagen hätten sie die Tür unverschlossen vorgefunden. Ihr erster Besuch war vor Ostern - die Akten könnten also über mehrere Wochen frei zugänglich gewesen sein. Einbruchsspuren an der Eingangstür hätten sie nicht gesehen.
Klinik spricht von einem Einbruch
Die Weserland-Klinik bestätigt dem WDR, dass es tatsächlich ihre Akten sind, die in dem früheren Café aufbewahrt werden. Es habe aber einen Einbruch gegeben. Bis dahin seien die Akten stets ausreichend gesichert gewesen, der Ort sei als Archivstandort geeignet.
Die Kreispolizei Herford ermittelt, es liege eine Anzeige wegen Einbruchs vor. Den Verdacht, selbst in das alte Café eingebrochen zu sein, bestreiten die "Urbexer" vehement. Es gebe in der "Lost Places"-Szene einen Ehrenkodex: Einbruch sei - auch wegen strafrechtlicher Folgen - absolut tabu.
Unsere Quellen:
- "Lost Places"-Sucher Stefan
- Reporter vor Ort
- Kreispolizei Herford
- Weserland-Klinik Bad Seebruch
Über dieses Thema berichten wir auch in der Aktuellen Stunde, der Lokalzeit OWL und im Radio auf WDR 2.