Der Helikopter ist voll beladen mit schwarz-weißen Kunststoff-Täfelchen. Um sie anzubringen, fliegt die Besatzung direkt an die oberste Leitung der 90 Meter hohen Hochspannungs-Trasse. Das geht nur bei wenig Wind und voller Konzentration. Am Vortag noch musste das Team abbrechen. Es war zu gefährlich.
Dass Pilot und Monteur keinen Stromschlag bekommen, dafür sorgen eine Art Antenne und eine große Metallklemme. Erst wenn diese sitzt, kann die eigentliche Arbeit am Erdungskabel starten. Im Abstand von 20 Metern montiert ein gefühlt freischwebender Techniker den Vogelschutz. Dank der sich bewegenden Streifen können Vögel die Leitung nun besser erkennen.
Hohe Konzentration fordert Pausen
"Nach etwa einer Stunde hier oben ist der Kopf Matsche, dann braucht man eine Pause", sagt Pilot Jürgen Schütz. Er zeigt Kratzer am Fluggerät. Die kommen von den großen Freileitungen. "So nah müssen wir heranfliegen." Schütz fliegt alle Art von Einsätzen: Mal Vogelschutz, mal Leitungsverlegung, mal Baumsägen aus der Luft.
Strom für 3 Millionen Menschen
Die neue Stromtrasse entsteht im Auftrag von Amprion. Über sie soll von 2027 an Windstrom aus dem Norden in die Rheinschiene fließen. Drei Millionen Menschen könnten dann damit versorgt werden. Beim Vogelschutz geht es jetzt um einen Abschnitt zwischen Legden im Kreis Borken und Wettringen im Kreis Steinfurt.
500 Vogelschutzmarkierungen werden an dieser Strecke in luftiger Höhe angebracht. Allerdings nur dort, wo die Bezirksregierung Münster es angeordnet hat. Sie bestimmt über den Artenschutz, kennt besonders gefährdete Gebiete.
Amprion baut weitere Trassen
Bis zu vier Mal am Tag startet Jürgen Schütz mit seinem Hubschrauber. Den Auftrag im Münsterland haben er und sein Team nun weitgehend abgeschlossen. Die Kosten von mehr als 100.000 Euro trägt Amprion. Das Unternehmen plant weitere große Stromtrassen im Münsterland, die jedoch meist unterirdisch.