Seit dem 26. August dieses Jahres ist es amtlich: Im Märkischen Kreis lebt ein Wolfsrudel. Seit diesem Tag taucht es in einer Liste des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) auf. Dort werden alle Wolfssichtungen gesammelt.
Bernd Lepenies wird da mit seiner Entdeckung möglicherweise auch bald auftauchen. Der Hobby-Schafhalter aus Meinerzhagen ist sich sicher, dass Wölfe ihm mindestens ein Schaf getötet haben. Mitte Oktober fand er ein angefressenes Tier auf der Wiese. Seitdem sind zwei weitere spurlos verschwunden.
Genproben wurden aus dem toten Schaf entnommen. Doch noch fehlt die offizielle Bestätigung des LANUV, das ein Wolf das Tier gerissen hat. Daran entzündet sich immer mehr Kritik im Märkischen Kreis. Dort verzeichnet man mit 22 Wolfsnachweisen die höchste Zahl von insgesamt 44 in Südwestfalen. Wobei ein-und-derselbe Wolf durchaus öfter in der Statistik auftauchen kann.
Meiste Wolfsnachweise im Märkischen Kreis
"Das Monitoring dauert zu lange und viele Risse werden gar nicht erfasst", beklagt Eberhard Kaufmann. Er ist Vorsitzender der Damwildgemeinschaft Herscheider Mühle, die 48 Reviere im Raum Herscheid, Plettenberg, Werdohl und Lüdenscheid umfasst. Er fürchtet, dass weitere Wölfe in den Märkischen Kreis kommen werden.
Der Wild-Bestand ist hoch und satte Wölfe vermehren sich stärker, sagt Kaufmann. Er ist nicht grundsätzlich gegen Wölfe, aber deren Zahl solle reguliert werden.
Nicht alle bekommen Zuschüsse vom Land
Seit dem Sommer ist der Märkische Kreis eine sogenannte Wolfs-Förderkulisse. Deswegen können Zuschüsse für Weideschutzzäune oder für Herdenhunde beantragt werden, aber nur solche von Schaf- und Ziegenhaltern. Rinder- oder Pferdehalter gehen bislang leer aus.
Ist allerdings ein Wolfsriss nachgewiesen, zahlt das Land bei allen eine Entschädigung. Das ist für einige Betroffene wie Landwirt Karsten Schäfer der falsche Weg. Der Herscheider Rinderzüchter hat eine klare Haltung:
Das sieht das NRW-Umweltministerium anders. Auf WDR-Anfrage teilt die Pressestelle mit, dass nur ein Prozent aller deutschen Wölfe in NRW lebe. Außerdem sei "davon auszugehen, dass zusätzlich zu den sehr wenigen dauerhaft besetzten Territorien sporadisch einzelne durchwandernde Wölfe auftreten, die sich Tage oder Wochen in NRW aufhalten und auf ihrer Wanderung NRW wieder verlassen."
Das glauben im Märkischen Kreis weder Jäger noch Schafhalter oder Rinderzüchter. Dort stellt man sich auf Wölfe in der Nachbarschaft ein. Schafhalter Bernd Lepenies hat seinen Stall jetzt mit Latten bis zu einer Höhe von zwei Metern dicht gemacht.
Unfall auf A1 mit Wolf?
Auch bei einem auf der A1 am Kreuz Münster-Süd überfahrenen Tier handelt es ist wohl um einen Wolf. Davon gehen jetzt jedenfalls die Experten vom Landesamt aus. Denn hier hat man nicht nur Spuren, sondern ein ganzes Tier. Das macht die Beurteilung dann - eigentlich - einfacher.
Aber: Das Tier ist durch den Verkehrsunfall stark deformiert. Darum wird nun noch die DNA-Analyse durch das Senckenberg Forschungsinstitut abgewartet, bevor sie den offiziellen Wolfs-Nachweis herausgeben. Das Tier war wohl auf Wanderschaft - vermuten die Experten.
Quellen:
- Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
- Landesumweltministerium NRW
- Damwildgemeinschaft Herscheider Mühle
- Schafhalter
- Rinderzüchter
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.10.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen und im Radio auf WDR 2.