Immer wieder Wölfe in NRW: Jagd erlauben?

Aktuelle Stunde 21.03.2025 18:39 Min. UT Verfügbar bis 21.03.2027 WDR Von Sebastian Auer

Wölfe in NRW: Was tun, wenn man auf einen Wolf trifft?

Stand: 21.03.2025, 20:36 Uhr

Ein Wolf vor der eigenen Haustür? Sichtungen mutmaßlicher Wölfe in Siedlungen und auf Straßen in NRW verunsichern manche Menschen. Welche Gefahr geht von den Wildtieren tatsächlich aus? Und wie verhalte ich mich bei einer Begegnung mit einem Wolf?

Von Stefan Erdmann und Sabine Schmitt

Auf offener Straße in Grevenbroich, beim Joggen in Kaarst oder in einem Wohngebiet in Bottrop: In NRW haben mehrere Menschen in den vergangenen Tagen mutmaßlich Wölfe fotografiert oder gefilmt. Mal unscharf und im Halbdunklen, mal in sehr guter Qualität. Zum Teil wirkt es so, als seien die abgebildeten Tiere nur wenige Meter von den Menschen entfernt.

Ein Tier läuft in der Dunkelheit eine Straße entlang

Mutmaßlicher Wolf in Grevenbroich-Wevelinghoven

So wie auf einem Social-Media-Video, das vor wenigen Tagen im Grevenbroicher Stadtteil Wevelinghoven entstanden sein soll: Im Scheinwerferlicht eines Autos trabt ein Tier durch eine 30er-Zone am Rande einer Siedlung. Als das Auto hupt, verschwindet das Tier nach rechts zwischen Bäumen auf einem Feld.

Anwohner diskutieren die Aufnahmen

Für viele in den Sozialen Netzwerken ist klar: Das muss ein Wolf sein. Teils gibt es Anspielungen auf das Grimm'sche Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf.

"Bitte rote Kleidung vermeiden. Keinen Korb mit Kuchen und Wein mit sich führen und dabei lustig singen." Online-Kommentar zu möglicher Wolfssichtung in Grevenbroich

Andere Nutzer zeigen ihre Sympathie ("Ist doch schön. Tolle Tiere!") oder sorgen sich um Haustiere ("Der wird sich schön an allem bedienen, was er vor die Nase bekommt, sehr gerne Freigängerkatzen und kleine Hunde").

In NRW ist das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) dafür zuständig, Wolfssichtungen zu bewerten und zu sammeln. Dass Mensch und Wolf in NRW aufeinandertreffen ist selten. Trotzdem passieren Begegnungen immer wieder. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten für solche Situationen:

Wie verhalte ich mich bei einer Wolfsbegegnung?

Eekholt: Eine ausgewachsener weiblicher Wolf steht in seinem Gehege im Tierpark

Bei Wolfsbegegnung: ruhig verhalten und Abstand halten

Wölfe bemerken den Menschen meist zuerst und zeigen sich deshalb dann erst gar nicht. Das ist ein Grund, warum Begegnungen zwischen Mensch und Wolf sehr selten sind, so das LANUV. Wahrscheinlicher sei eine zufällige Beobachtung vom Auto aus, denn dann erkennt das Tier den Menschen darin meist nicht.

Wer dennoch einem Wolf gegenübersteht, sollte sich ruhig verhalten und Abstand halten. Man sollte langsam rückwärts laufen und dabei laut sprechen, in die Hände klatschen oder anderweitig Lärm machen.

Was mache ich, wenn der Wolf nicht sofort wegläuft?

Das LANUV rät: "Sprechen Sie das Tier ruhig an, falls es noch nicht auf Sie aufmerksam geworden ist. (...) Es ist auch sinnvoll ein Foto zu machen - allerdings nur, wenn sie sich dabei dem Tier nicht weiter annähern, um ein besseres Bild zu bekommen oder es gar verfolgen."

Wichtig zu wissen ist, dass Wölfe keine Fluchttiere sind. Sie werden also nie aufschrecken und wegrennen, sondern eher langsam davontrotten und sich immer wieder mal nach dem Menschen umsehen.

Wie gefährlich sind Wölfe für Menschen?

"Eine Gefahr für den Menschen besteht nicht." – So klar formuliert ein Sprecher des LANUV das Gefahrenpotential von wildlebenden Wölfen bei direkten Begegnungen mit Menschen. Entscheidend sei dabei, dass der Wolf Fluchtmöglichkeiten habe. Sobald man ihn in die Enge treibe, könne der Wolf mit einem Angriff reagieren – ähnlich wie andere Wildtiere, beispielsweise Wildschweine.

Wölfe in der Nachbarschaft - worauf sollte ich achten?

Werden Wölfe angelockt oder angefüttert, können sie ihre Vorsicht vor dem Menschen verlieren. Deshalb rät das LANUV, keine Fleisch- und Essensreste auf dem Kompost zu entsorgen, Tierfutter wegzuschließen und Futternäpfe für Hunde und Katzen nicht unbeaufsichtigt draußen stehen zu lassen. Das sorgt auch dafür, dass keine anderen Wildtiere angelockt werden.

Wo melde ich eine Wolfssichtung?

In NRW können Wolfssichtungen oder Hinweise darauf beim Landesumweltamt (LANUV) unter der Telefonnummer 02361/305-0 gemeldet werden. Außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende in der Nachrichtenbereitschaftszentrale des LANUV unter der Telefonnummer 0201/714488. Das Landesumweltamt führt auch eine Liste zu Wolfnachweisen in NRW.

Allein aus dem Gebiet rund um Düsseldorf, den Rhein-Kreis Neuss und den Rhein-Erft-Kreis bearbeitet das LANUV gerade gut zehn Fotos oder Videos von möglichen Wolfssichtungen der vergangenen Tage.

Jedem einzelnen Fall gehe man nach – und das braucht Zeit. Erst am Ende entscheide sich, ob aus der Sichtung ein sogenannter Nachweis wird. Nur dann könne man gesichert von einem Wolf ausgehen, auch in dem Fall aus Grevenbroich. Zum Teil noch unbestätigte Sichtungen hatte es zuletzt unter anderem auch in Kaarst, Bottrop und Solingen gegeben.

Soll ich meinen Hund bei einer Wolfsbegegnung anleinen oder nicht?

Ein Hund mit hellbraunem Fell in Nahaufnahme

Hund sofort anleinen

Bei einer Begegnung mit einem Wolf sollte man den Hund unbedingt sofort an die Leine nehmen. Das rät Katharina Stenglein vom BUND. Denn der Wolf könne den Hund als Eindringling in sein Territorium betrachten und so zur Gefahr für den Hund werden. Wenn der Hund nah beim Menschen bleibt, strahle die Präsenz des Menschen auf den Hund über, sodass der Wolf sich in der Regel nicht nähere, so das Landesumweltamt NRW.

Was wäre, wenn Hund und Wolf aufeinandertreffen würden?

Dann könne es tatsächlich zu einem Kampf kommen, "wo dann schätzungsweise der Hund eher den Kürzeren ziehen würde", sagt Katharina Stenglein vom BUND.

Was mache ich nach einem Unfall mit einem Wolf?

Ein Unfall mit einem Wolf gilt als Wildunfall. Dafür gelten bestimmte Regeln. In NRW bedeutet das laut Innenministerium unter anderem:

  • Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen und Unfallstelle absichern
  • Sind Personen verletzt, die 112 wählen und Erste Hilfe leisten
  • Die Polizei unter der Nummer 110 verständigen
  • Wenn möglich, das tote Tier an den Randstreifen ziehen, damit keine Folgeunfälle passieren. Aber: Das Tier nicht mit bloßen Händen anfassen - Handschuhe tragen!
  • Verletzte Tiere nicht anfassen, da sie aggressiv reagieren könnten
  • Sollte das Tier verletzt geflüchtet sein: Unfallstelle markieren, etwa mit einem Warndreieck oder einem Taschentuch. "So kann ein Jäger, der obligatorisch bei jedem Wildunfall hinzugezogen wird, das verletzte Tier mit speziell ausgebildeten Hunden suchen."

Welchen Effekt könnte eine Jagd auf Wölfe haben?

Eine Wolfspopulation wachse im Jahr um etwa 30 Prozent an, sagt Andreas Schneider vom Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen. Um mit dieser wachsenden Menge an Wölfen umgehen zu können, fordern die Jäger deshalb, den Wolfs ins Jagdrecht aufzunehmen. Dass man den Wolf dann bejagen könne, hat demnach einen gewissen "Erziehungseffekt" auf ihn:

"Der Wolf ist ein sehr intelligentes und lernfähiges Tier", so Schneider. "Und er wird sehr schnell verstehen, dass dort, wo der Mensch auftaucht, für ihn Gefahr droht. Die nächsten Generationen werden von den älteren Tieren lernen, dass sie den Menschen meiden."

Den Wolf zu bejagen hat auch der Direktor des Kölner Zoos, Theo Pagel, zuletzt in einem Podcast gefordert. "Früher oder später wird man auch in Deutschland Jagdquoten für Wölfe einführen müssen. Das sage ich jetzt sogar als Zoodirektor", so Pagel.

Wölfe: Sichtungen in NRW

WDR Studios NRW 21.03.2025 02:31 Min. Verfügbar bis 21.03.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Interview mit Andreas Schneider, Landesjagdverband NRW
  • Portal "Wolf in NRW" des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV)
  • Interview mit LANUV-Sprecher
  • Podcast "Talk mit K" vom 20.03.2025 mit Theo Pagel, Direktor Kölner Zoo
  • Interview mit Katharina Stenglein vom BUND aus dem August 2023 (Tiere suchen ein Zuhause)
  • Informationen des Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen zu Wildunfällen