Israel hat der Hamas ein Ultimatum gestellt: Bis Samstag soll die Terrorgruppe weitere Geiseln freilassen, sonst könnte die Waffenruhe platzen. Zuvor hatte auch US-Präsident Donald Trump ein Ultimatum zur Freilassung bis Samstagmorgen gestellt. Sonst "breche die Hölle los", wie er öffentlich drohte. Die Hamas will die Freilassung weiterer Geiseln verschieben. Sie wirft Israel vor, sich nicht an die vereinbarte Waffenruhe zu halten.
"Er war die ganze Zeit allein in einem Raum"
Am Rande der politischen Weltbühne bangen nun verzweifelte Angehörige noch mehr. Viele von ihnen gehen seit Monaten auf die Straße und fordern, dass die Geiseln endlich frei kommen.
Einer dieser Unermüdlichen ist Yair Moses. Sein Vater Gadi Moses kam Ende Januar aus der Geiselhaft frei. Der 80-jährige Gadi Moses, der auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen soll, ist die älteste unter den freigelassenen Geiseln. Während des Hamas-Massakers im Oktober 2023 wurde der Agrarökonom im Ruhestand aus einem Kibbuz entführt. Er war 480 Tage in Gefangenschaft, sagt Yair.
"Körperlich ist er ok, wenn man bedenkt, was er durchgemacht hat", erzählt Yair Moses im Gespräch mit dem WDR und schildert, was sein Vater erlebt hat. "Er war fast die ganze Zeit allein in einem Raum. Er hat Radio gehört, es schmerzte ihn und machte ihn traurig, aber er hat sich aufs Überleben fokussiert." Um sich körperlich und mental fit zu halten, sei er hin- und hergelaufen, habe Schritte und Distanzen gezählt, nicht nur um zu wissen, wie viel er gelaufen ist, sondern auch um seine Situation zu vergessen und das Schlechte auszublenden.
Mitte Dezember 2023 veröffentlichten die Terroristen Aufnahmen des Deutsch-Israeli. Da ist Gadi Moses abgemagert und gezeichnet. "Er sah zehn Jahre älter aus. Es war schlimm, aber gut, ihn lebend zu sehen. Ich habe immer geglaubt, dass er zurückkommt."
Mediziner: "Geiseln sind in unmittelbarer Lebensgefahr"
Die Bilder von den abgemagerten, schwachen Geiseln sorgten in Israel für Entsetzen. Nach der Freilassung von drei weiteren israelischen Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen wurden erschreckende Details über die Umstände ihrer Geiselhaft bekannt. Israelische Medien berichteten, einer der Männer sei angekettet gewesen und habe fast die gesamte Zeit in einem dunklen Tunnel verbracht. Er habe dabei weder gerade stehen noch gehen können. Der Bruder der 34-jährigen Geisel Or Levy sagte, dieser sei "16 Monate lang hungrig, barfuß und in ständiger Angst" gewesen. Levy war am Samstag (08.02.2025) mit zwei anderen Männern im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas freigekommen.
Der für die Geiseln zuständige Medizinprofessor Hagai Levine sprach von "brutalen, unmenschlichen Bedingungen" der Hamas-Geiselhaft. Die verbliebenen Geiseln im Gazastreifen seien in "unmittelbarer Lebensgefahr", warnte er und forderte ihre sofortige Freilassung.
Hoffen auf Verhandlung und Einigung
Bisher sind 21 der 33 Geiseln an Israel übergeben worden, die in der ersten Phase eines Abkommens freigelassen werden sollten. Im Gegenzug hat Israel hunderte Gefangene und Häftlinge freigelassen.
"Mein Vater ist zurück, wir hatten Glück aber da sind viele andere, die noch da sind. Sie müssen zurückgebracht werden", sagt Yair Moses im Gespräch mit dem WDR. "Jeder sollte wissen: Wer den Krieg stoppen will, muss die Freilassung der Geiseln unterstützen.“ Er hofft auf Verhandlungen und Einigungen.
Über die Drohung des US-Präsidenten, nach nicht erfülltem Ultimatum "die Hölle" in Gaza losbrechen zu lassen, will er eigentich gar nicht reden. "Dinge zu sagen ist einfach. Die israelische Armee muss sehr vorsichtig sein, die Geiseln nicht zu verletzten."
Auch gestern gingen in Israel viele Menschen auf die Straße, blockierten die Straße und protestierten in Sichweite des Büros von Benjamin Netanyahu. Auf vielen Plakaten war ihre eindeutige Botschaft zu lesen: "End the war, bring all of them home" (Beendet den Krieg, bringt alle von ihnen nach Hause).
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Yair Moses
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Reuters