5. Der Einzeltäter - Kolbermoor 1999
Kein rassistisches Motiv trotz rechtsextremer Gesinnung? In der fünften Folge von "Schwarz Rot Blut" gehen wir ins bayrische Kolbermoor 1999. Carlos Fernando, gebürtig aus Mosambik, wird von einem Rechtsextremisten auf offener Straße verprügelt und erliegt seinen Verletzungen. Vor Gericht heißt es: Kein Vorsatz zur Tötung, kein rassistisches Motiv.
Von Marianna Deinyan, Lena Kampf, Gilda Sahebi, Nele Posthausen, Andreas Spinrath
Hinweis: In dieser Folge werden wir einige Passagen aus den Gerichtsunterlagen zitieren, in denen rassistische Beleidigungen fallen. Wir haben die entsprechenden Passagen gekürzt und akustisch verfremdet, aber um den Fall zu verstehen, ist es wichtig, einige dieser Begriffe hier auftauchen zu lassen.
Am 15. August 1999 wird der Mosambikaner Carlos Fernando vom rechtsextremen Rüdiger K. im bayerischen Kolbermoor auf offener Straße zusammengeschlagen. Carlos Fernando stirbt an den Folgen seiner Verletzungen. Der 35-Jährige, der in den späten 80er-Jahren als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen war, hatte den Osten nach der Wende verlassen, um sich und seine Tochter vor rassistischen Übergriffen zu schützen.
Der Tod von Carlos Fernando geschieht in einer Zeit, in der die Brutalität rechtsextremer Gewalttaten auch für die breite Öffentlichkeit sichtbar wird. Taten wie die von Solingen, Mölln, Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen sind nur der traurige Gipfel einer Vielzahl rassistischer Übergriffe in den 90er-Jahren. Und trotzdem: Obwohl es sich um einen rechtsextremen Täter handelt, sieht das Gericht in der Tat kein rassistisches Motiv.
Wie kann es sein, dass der Täter nur wegen Körperverletzung verurteilt wurde? Welchen Unterschied hätte eine juristische Anerkennung eines rassistischen Tatmotivs gemacht? Und wieso ist es problematisch, einen Täter wie Rüdiger K. als Einzeltäter zu werten?
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Mitwirkende
Autor:innen, Recherche und Manuskript: Marianna Deinyan, Lena Kampf, Gilda Sahebi, Nele Posthausen, Andreas Spinrath
Idee und Konzept: Dinah Rothenberg
Redaktion: Leslie Rosin, Johannes Nichelmann, Miriam Hochhard, Georgia Seifert, Tobias Gnädig
Regie: Philippe Brühl
Covergestaltung: Philipp Pongratz, Rouven Bäumer
Inhaltliche Beratung: Heike Kleffner
Technische Unterstützung: Christian Hagmayer und Timothy Field
Technische Realisation: Peter Harrsch
Regieassistenz: Katarina Schnell, Hajar Asyura
Sprecher:innen: Philipp Anft, Claudia D’Avino, Miltiadis Oulios, Ioannis Skouras
Besonderer Dank an: Philipp Neuhaus, Kutlu Yurtseven, Heike Kleffner, Kati Lang, Andreas Heinz und Sué Gonzalés Hauck