Das Hörspiel steht nach der Sendung zum Download zur Verfügung.
Primitiv, brutal und korrupt. Die "Balkanisierung" taugt als Bedrohungsszenario, mit dem sich populistisch arbeiten lässt. Kein Wunder, Chaos und Gewalt lösen als Schlagworte einfach mehr aus als das zivilisierte Zusammenleben. Aber was könnte die Region für Europa und seine Angst vor Überfremdung tatsächlich bedeuten? Im ehemaligen Jugoslawien wurde die Idee der Einheit in Vielfalt, das offizielle Leitbild der Europäischen Union, mal gelebt: Bis zu den Bruderkriegen der 1990er Jahre gab es in Sarajevo Gassen, in denen Nachkommen von Juden, die im 16. Jahrhundert vor der spanischen Inquisition geflohen waren, Altspanisch sprachen und sangen. Viele Roma-Kinder im Kosovo wuchsen fünfsprachig auf. In Mazedonien gab es kaum eine Gegend mit eindeutiger ethnischer Mehrheit. Die Vielfalt brachte Probleme mit sich, Lösungen mussten stets neu ausgehandelt werden, es war mitunter schwierig, aber es funktionierte. Dann kam das nationale Kulturdenken und wollte nicht mehr schwinden. Es ist an der Zeit, die wahre Geschichte des Balkans offenzulegen! Wir werden sehen: Die "Balkanisierung Europas" ist unter demokratischen Vorzeichen keine Bedrohung, sondern der einzige Weg.
Mit Sandra Borgmann, Peter Bieringer, Adnan Softić, Frauke Aulbert, Nour Aldin, Alexey Kokhanov und Pauline Jacob
Von Adnan Softić
Komposition: Daniel Dominguez Teruel
Technische Realisation: Daniel Dominguez Teruel
Regie: Adnan Softić
Dramaturgie: Gerrit Booms
Produktion: WDR 2019/ca. 33'
Ausstrahlung: 25. August 2021