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Franz Grillparzer: Das habe ich mir anders vorgestellt

Stand: 20.02.2025, 10:03 Uhr

Als sich Franz Grillparzer am 27. August 1843 von Wien aus auf den Weg ins ferne Griechenland macht, bereut der österreichische Dramatiker seinen Entschluss sofort. Und tatsächlich: Eine Misere sollte die andere ablösen.

Von Franz Grillparzer

Die Lesung steht ab dem 22. Februar 2025 zum Download zur Verfügung.

Franz Grillparzer: Das habe ich mir anders vorgestellt (1/2)

WDR 3 Lesung Teil 1 von 2 22.02.2025 53:13 Min. Verfügbar bis 22.02.2026 WDR 3


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Franz Grillparzer: Das habe ich mir anders vorgestellt (2/2)

WDR 3 Lesung Teil 2 von 2 22.02.2025 50:18 Min. Verfügbar bis 22.02.2026 WDR 3


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Lesung: Grillparzers Tagebuch einer Griechenland-Reise

Franz Grillparzer konnte offenbar selbst kaum begreifen, wie er auf diese Idee verfallen war: "Die lange beschwerliche Reise in meinem vorgerückten Alter mit meiner gebrechlichen Gesundheit so ganz allein, so als Student zu machen, grenzt wirklich an den Unsinn." Eigentlich hatte Griechenland für Grillparzer, der sich in jungen Jahren in seinem Drama "Sappho" und in der erfolgreichen Trilogie "Das goldene Vlies" intensiv mit der griechischen Antike auseinandergesetzt hatte, eine besondere Anziehungskraft. Doch die Unannehmlichkeiten der Reise schienen seine Vorfreude auf den Besuch der antiken Stätten gewaltig zu dämpfen.

So zählt Franz Grillparzer in seinem Tagebuch allen Unbill auf, dem er auf dem Weg die Donau hinunter über Budapest und Belgrad ans Schwarze Meer und durch das Osmanische Reich bis nach Athen, Troja und Delphi ausgesetzt war: Durchfall, Seekrankheit, schlechte Kost, schäbige Quartiere, überzogene Preise und lästige Reisegefährten machten dem Schriftsteller das Leben schwer. Und dann geriet er in Athen auch noch in die Revolutionswirren um den dortigen König Otto, die seine Reisemöglichkeiten stark einschränkten. Immerhin: Die Akropolis konnte er besichtigen, und nachdem er den ersten Anblick der "Zerstörung" verdaut hatte, machten die Ruinen doch Eindruck auf ihn: "Erst in den folgenden Momenten baut sich an den Überbleibseln das Großartige neu empor."

In seinen Aufzeichnungen über die Reise nach Griechenland erweist sich Franz Grillparzer als Grantler par excellence, aber auch als brillanter Stilist und aufmerksamer Beobachter, dessen Situationsbeschreibungen ein äußerst amüsantes, spannendes und authentisches Bild vom Reisen in Europa im 19. Jahrhundert zeichnen.