Leftfield wachsen Beeren: Ana Lua Caiano, Ayjay Nils, Cosmin TRG

Ana Lua Caiano mischt auf ihrem Debut "Vou Ficar Neste Quadrado" den Klangvorrat portugiesischer Musiktraditionen auf. Mit Keyboard, Loopstation, Percussion und elektronischen Elementen treibt sie mündlich überlieferte Liedstrukturen auf neue Ebenen.

"When I talk about traditional Portuguese music, I’m not talking about Fado, I’m talking about a type of sonority sung in the countryside using canons, harmonies, and chorus. It was mostly transmitted orally.” Ana Lua Caiano lernt zuerst Klavier, kommt dann in vier Jahren, die sie in einer Musikschule verbringt, dem Jazz näher. Aber auch den Jazz-Frame empfindet sie als Korsett. Mit 15 fängt sie an, eigene Songs für verschiedene Bands zu schreiben. Sie selbst spielt dazu Synthesizer. Als die Pandemie sie in die Isolation zwingt entwickelt sie Stück für Stück ihren Solo-Sound, mit dem sie schließlich 2022 auf einer der Bühnen der großen Worldmusic-Messe WOMEX steht. Und das internationale Publikum mit sich reißt.

Inspiration findet sie einerseits bei Musikerinnen wie Björk oder der Band Portishead. Andererseits z.B. auf der website von A Música Portuguesa A Gostar Dela Própria, auf der der gemeinnützige Verein die musikalische oral history Portugals dokumentiert. Er präsentiert dort mündlich überliefertes portugiesisches Liedgut, von Menschen vorgesungen, nach geographischen Regionen angeordnet.

Aber Caianos treibende Klangvehikel haften nicht an diesen Traditionen. Sie bilden vielmehr den Kern, aus dem heraus sich die dampflockartigen kurzen Stücke aus Elektronik, Percussion und field recordings von Alltagsgeräuschen entwickeln. Dazu Texte, die Geschichten erzählen, die sie bei anderen Menschen gehört hat. Caiano sammelt auch hier. Lernt, macht es sich zu eigen, trägt es weiter. Die Tradition von heute für morgen.

Neben "Vou Ficar Neste Quadrado" von Ana Lua Caiano bringt Ilka Geyer u.a. die neuen Alben "Microdosing" von Ayjay Nils und "Ecstatic Data" von Cosmin TRG mit in die Sendung.