Viele zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten möchten die Ohren für Ungewohntes öffnen und Angebote für unerwartete Hörerfahrungen unterbreiten. Kinder haben die hierfür nötige Offenheit und können unvoreingenommen hinhören, weil sie musikalisch noch nicht so geprägt und konditioniert sind: Was ist E und was ist U? Was unterscheidet Badeentenquietschen von avancierten Instrumentalklängen? – Ach, ist doch egal! Erfrischenderweise sind derlei kategorische Zuschreibungen oft noch nicht verfestigt. Bei für Kinder konzipierten Aufführungen werden indes narrative oder visuelle Dimensionen wichtiger als im konventionellen Konzert, denn andocken an der kindlichen und juvenilen Alltagswirklichkeit sollte die Musik schon. Was aber sind die inhaltlichen und ästhetischen Kriterien dafür? Und was soll „kindgerecht“ in diesem Zusammenhang schon heißen? Vereinfachung oder gar Banalisierung musikalischer Formen sollte damit jedenfalls nicht gemeint sein. Wenn zeitgenössische Kompositionen sich speziell an sehr junge Menschen richten, also an das Konzertpublikum von morgen, könnten sie doch Seismograph für zukünftige Themen, Aufführungspraktiken und Wahrnehmungsformen sein. Eine Recherche.
Gordon Kampe
Wum und Bum und die Damen Ding Dong
nach dem gleichnamigen Buch von Brigitte Werner (2019)
für Stimme, Kammerorchester
Sunnyi Melles, Stimme
Beethoven Orchester Bonn
Leitung: Dirk Kaftan
Juliane Klein
ERDE (2010)
für Orchester und Schülergruppen
Schüler der Humboldthain-Grundschule Berlin
Deutsches Symphonieorchester Berlin
Leitung: Hermann Bäumer
Helmut Lachenmann
Ein Kinderspiel (1982)
Helmut Lachenmann, Klavier
Ludger Vollmer
Border (2012)
Jugendoper
Kölner Kinderoper
Clemens K. Thomas
BÄ! (2024)
Neue Vocalsolisten Stuttgart
Snezana Nesic
Fantasy Chronicles (2023)
Zyklus für Akkordeon über J.R.R. Tolkien
Moderation: Julian Kämper
Redaktion: Patrick Hahn