„Monkees? Animals? Wie die schon heißen! Das sind doch Tiere!“ Mit diesen Worten versucht mein Vater meiner Mutter ihr Faible für neumodische Beatmusik auszutreiben und zieht den Stecker aus dem Radio. Bald darauf kommt die Scheidung. „Ins Arbeitslager mit denen“, rufen alte und neue Nazis den ersten Punks zu. „Diese Punks, sind doch Nazis!“ So halten sich linke Hippies die subkulturelle Nachwuchskonkurrenz vom Leib.
„It don´t matter if you´re black or white” singt Michael Jackson und verkörpert das Gegenteil, 30 Jahre vor Black Lives Matter. Und verkörpert wie kaum ein anderer das Dilemma um die Trennung von Künstler*in und Werk. Oder was denkst Du, wenn »P. Y. T. (Pretty Young Thing)« aus dem Radio kommt? Wer ist das schöne junge Ding? Wie jung ist das schöne Ding? Was tut Jackson mit dem schönen jungen Ding? „If I was your girlfriend“ singt Prince und irritiert seine Fans. Beide, Jackson wie Prince scheitern bei dem Versuch, den Siegeszug von HipHop und HipHop-Männlichkeit(en) mit ihrer Kunst zu vereinbaren, beide sterben früh. Autotune wird zum Schreckgespenst für Vertreter, Verfechter und Verteidiger der ehrlichen, authentischen Arbeit am handgemachten, handwerklich wertvollen Rock. Autotune – die geschminkte Stimme – erfreut sich großer Beliebtheit bei künstlerisch wie geschlechtlich uneindeutigen Geschöpfen – Kunst-Figuren? - wie Arca & Anohni, Sophia & Planningtorock. Und Lil Nas X verqueert Rap mit Country.
So war das mit Radio und mir bis hierhin. „Immer diese Widersprüche“ singen Die Goldenen Zitronen, und es hört nicht auf.. Deshalb machen wir weiter mit den Widersprüchen im Pop, im Radio, ab sofort bei Ex & Pop auf WDR3. Mit Diviam Hoffmann und Klaus Walter.