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Buchcover: "Nun wird es hell und du gehst raus" von Jürgen Theobaldy

Aktuelle Lyrik - Ein Gedicht

"Nun wird es hell und du gehst raus" von Jürgen Theobaldy

Stand: 11.04.2024, 19:14 Uhr

Schluss mit hochgestochenen Formen und erhabenem Ton, dafür neue Subjektivität: Zum 80. Geburtstag erscheinen Gedichte von Jürgen Theobaldy aus mehr als 50 Jahren.

Als 1974 Jürgen Theobaldys Lyrikband "Blaue Flecken" erschien, zog ein frischer Wind in die deutsche Lyrik ein. Schon bald gehörte der 1944 geborene Jürgen Theobaldy zu den Wortführern einer Lyrik-Bewegung, die das Label "Neue Subjektivität" erhielt.

Nach der sperrigen, theorielastigen Sprache der 1968er-Bewegung ging es für Theobaldy darum, das eigene Ich, persönliches Erleben und ambivalente Gefühlswelten zur Grundlage einer neuen Dichtung zu machen. Und das mittels einer frischen, lebensnahen Sprache. Er bricht mit dem "hohen Ton", welcher insbesondere in der deutschsprachigen Lyrik das Maß aller Dinge war.

Und so wird ordentlich durchgelüftet: Theobaldy steigt mit dem großen Goethe ins Auto und ab geht es "ins Freie", wie es in Theobaldys berühmtem Gedicht "Abenteuer mit Dichtung" heißt. Der Lyrik-Revoluzzer entledigt sich starrer Formenzwänge und macht das normale Leben zum Sujet seiner Verse.

Und diese lassen einen grinsen: Sie zeichnen sich durch Kühnheit, Humor und einen ironischen Unterton aus. Dieser Band mit Gedichten aus mehr als 50 Jahren bietet die Gelegenheit, den Dichter Jürgen Theobaldy neu- oder wiederzuentdecken. Das ist mindestens so amüsant und erfrischend wie mit dem alten Goethe eine Spritztour zu machen.

Eine Rezension von Mareike Ilsemann

Literaturangaben:
Jürgen Theobaldy: Nun wird es hell und du gehst raus. Ausgewählte Gedichte.
Mit einem Nachwort von Helmut Böttiger
Wallstein Verlag, 293 Seiten, 29 Euro