Die Leverkusener Autorin Maren Gottschalk hat schon Romanbiografien über Frida Kahlo und Margarethe Steiff geschrieben. In ihrem neuen Werk widmet sie sich dem Leben von Karen Blixen, der dänischen Gräfin, die als Schriftstellerin unter dem Pseudonym Tania Blixen weltweite Bekanntheit erlangte. Der Filmklassiker "Out of Afrika" mit Robert Redford basiert größtenteils auf Blixens autobiografischen Roman "Den afrikanske farm" (Dt.: Jenseits von Afrika).
Gottschalks Romanbiografie setzt 1959 ein. Tania Blixen hat sich von Krankheit gezeichnet auf das Anwesen ihrer Familie Rungstedlund zwischen Helsingør und Kopenhagen am Øresund zurückgezogen. Dann steht plötzlich eine junge amerikanische Journalistin vor der Tür. Der jungen Frau gelingt es, die launische Tania zu knacken. Diese beginnt ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Da sind die Erinnerungen an den Vater, der sie schon als junges Mädchen mit auf die Jagd genommen und ihren Freiheitsdrang gespürt hatte. Der abenteuerlustige Vater begeht Selbstmord, als Tania keine zehn Jahre alt ist. Ein Trauma für das eigenwillige Mädchen, das die Natur und die Tiere liebt.
Schon als junge Frau veröffentlicht sie erste Geschichten in einer Literaturzeitschrift. Sie verliebt sich in den schwedischen Baron Hans von Blixen-Finecke, wird aber abgewiesen. Nicht viel später willigt sie ein, dessen Zwillingsbruder Bror zu heiraten. Gemeinsam will das Paar nach Afrika auswandern.
Tania Blixen ist 28, als sie kenianischen Boden betritt, damals Britisch-Ostafrika. Das Land und seine Menschen werden die Liebe ihres Lebens. Auf dem Schiff nach Mombasa reist Tania mit einem der berüchtigten deutschen Kolonialisten. Im englischen Club erlebt sie, wie vermeintliche Ladies die rassistischen Vorurteile der Zeit herunterbeten. Tania selbst hat ein gutes Verhältnis zu den Natives, die für sie und ihren Mann auf der Farm arbeiten. Die Ehe geht auseinander, aber Tania trifft den Mann, von dem später der Welterfolg "Jenseits von Afrika" handeln wird.
Maren Gottschalk lässt uns aus der Perspektive von Tania Blixen die Faszination Afrika erleben. In dieser bildreich erzählten Lebensgeschichte wird eine ganze Epoche lebendig, die Leser lernen eine nicht nur für ihre Zeit außergewöhnliche Frau kennen. Während Tania ihren eigenen Überzeugungen folgt und nie eine vorgeschriebene Rolle erfüllt, treten die Ideologie des Kolonialismus, die Ausbeutung, der Rassismus und das Überlegenheitsgehabe der englischen Kolonialherren klar hervor. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre, auch um Wissen über eine Zeit zu sammeln, die die Welt bis heute prägt.
Eine Rezension von Mareike Ilsemann
Literaturangaben:
Maren Gottschalk: Jenseits der Ngong Berge
Goldmann, 477 Seiten, 24 Euro.
