Bühne, Atelier und Schreibtisch
Schauspielerei, bildende Kunst, Schreiben: Lea Draeger ist als Künstlerin ungeheuer vielseitig. Auf der Theater-Bühne erforscht sie in schonungslosen Inszenierungen weibliche Rollen und Lebensentwürfe, von der Klassik einer Antigone bis zu postsowjetisch-jüdischen Identitäten.
Tausende von kleinen Päpstinnen und Päpsten
Das Schauspiel allein war Draeger früh zu wenig: Sie gestaltet seit Jahren Serien, die sie "Ökonomische Päpst*" nennt: kleine Zeichnungen, nebeneinander gehängt hinter einfachem rahmenlosen Glas, die immer wieder das Motiv des Papstes variieren – oder auch das einer Päpstin. Der Papst reizt Lea Draeger, weil er ein Symbol für Machtfragen ist.
Ein kritischer Blick auf den Katholizismus
Auch als Schriftstellerin arbeitet Draeger sich an Religion ab: Ihr Debüt "Wenn ich euch verraten könnte" erzählt unter anderem davon, wie über die Generationen einer Familie der Katholizismus Lebensentwürfe prägt und auch verformt. Dabei möchte Draeger sich aber nicht als Kämpferin gegen Religion verstanden wissen. Sie will einfach nur genau hinschauen und die Augen nicht vor Macht und Unterdrückung verschließen.
Zur Person:
Lea Draeger wurde 1980 in Münster geboren und wuchs dort auf. In Berlin begann sie ein Studium der Kunstgeschichte, entschied sich dann aber doch für eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Nach Stationen am Schauspielhaus Bochum, der Berliner Schaubühne und am Schauspielhaus Düsseldorf ist sie seit 2015 festes Ensemble-Mitglied am Maxim Gorki Theater in Berlin. Gleichzeitig arbeitet Lea Draeger als bildende Künstlerin. Teile ihrer fortlaufenden Serie "Ökonomische Päpst*" sind zur Zeit im NRW Forum Düsseldorf zu sehen. 2022 veröffentliche Draeger mit "Wenn ich euch verraten könnte" ihren ersten Roman.
Buch:
Lea Draeger: "Wenn ich euch verraten könnte", hanserblau im Carl Hanser Verlag 2022, 288 S., 23 Euro.
Ausstellung:
Teile der Serie "Ökonomische Päpst*" sind noch bis 21. Januar 2024 im NRW Forum Düsseldorf zu sehen.
Moderation: Kirsten Dietrich
Redaktion: Christina-Maria Purkert