Frau die lachend einen Baum im Wald umarmt

Wie schaffen wir mehr Verbundenheit mit unserer Umwelt?

Die Erde steckt in einem gewaltigen Transformationsprozess und in einer gefährlichen ökologischen Krise. Die Verletzlichkeit des Planeten wird deutlich – und das ist höchst bedrohlich, auch für den Menschen. Was bedeutet das für unser Verhältnis zu Welt?

Diese Existenzkrise ist eine Folge falschen Denkens, sagt der Religionswissenschaftler und Philosoph Kocku von Stuckrad, und er findet für seine Analyse klare Worte: “Wir stehen vor den Trümmern einer gescheiterten menschlichen Beziehung zur Welt, die nicht nur eine nie dagewesene Spur der Zerstörung durch alle Lebensformen auf dem Planeten zieht, sondern auch die Existenz menschlichen Lebens bedroht.“

Kocku von Stuckrad

Der Philosoph Kocku von Stuckrad

Der Kern des Problems ist für Kocku von Stuckrad die gedankliche Trennung zwischen Natur und Kultur – und entsprechend die Gegensetzung von Mensch und Natur. Die entsprechenden Gedankenmodelle, die seit Jahrhunderten wirksam sind, grenzen den Menschen systematisch vom Rest des planetaren Lebens ab. Diese Trennung, sagt der Philosoph, sei tief in unsere Lebenswelten eingeschrieben und beeinflusse selbst die banalsten Dinge des Alltags. Wenn der Mensch nicht Teil der Natur ist, sondern über der Natur steht, spiele “Ausbeutungsregimen“ massiv in die Hände. “Die Objektivierung der Natur erst machte die technische und wissenschaftliche Entwicklung möglich, die heute allgemein als fortschrittlich und modern betrachtet wird.“

Um der Krise der Welt zu begegnen, brauche es deshalb auch ein anderes Denken, das insbesondere auch eine andere Idee zur Stellung des Menschen in der Natur im Kern hat: Der Mensch als Teil der Welt, in konstruktiver Verbindung mit den anderen Teilen. Kocku von Stuckrad spricht deshalb auch nicht von der “Umwelt“, sondern von der “Mitwelt“, in der wir leben. Und er fordert eine “relationale Wende“: Eben ein Denken, dass von einer solchen Verbundenheit ausgeht. Dieses Denken beinhaltet unter anderem auch eine “Mitweltethik“, die die Interessen und die Rechte nichtmenschlicher Teile der Natur – Tiere und Pflanzen etwa – berücksichtigt.

Welche Stellung hat der Mensch in der Natur? Ist die ökologische Krise möglicherweise die Folge eines Denkfehlers? Wie verorten Sie sich in der Welt und in der Natur?

Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.

Redaktion: Gundi Große

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Literaturhinweis: Kocku von Stuckrad: Nach der Ausbeutung. Wie unser Verhältnis zur Erde gelingen kann. Europa Verlag, 2024