Trump: Great again?
Es war keine versöhnliche Ansprache. Stattdessen lieferte Donald Trump eine Art Regierungserklärung, in der er in schneller Folge auflistete, was er sofort in Angriff nehmen will. Neue Amtszeit, neues Glück? Oder: neue Amtszeit, neues Unglück? Wir sind gespannt auf Ihre Sicht im WDR 5 Tagesgespräch!
Trump will ganz offenbar den Amerikanerinnen und Amerikanern deutlich machen, dass er ab sofort 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für sie da ist und daran arbeitet, dass die USA in ein goldenes Zeitalter eintreten. Viel von dem, was der neue Präsident in seiner ersten Rede vorgetragen hat, war schon bekannt. In seinen Wahlkampfreden hat er zum Beispiel klar gemacht, dass Grenzschutz und Abschiebungen für ihn eine hohe Priorität haben und dass er Joe Bidens Klimapolitik rückgängig machen will.
Nun hat er alle seine Wahlkampfversprechen hintereinander weg als Regierungsprogramm vorgestellt. Er will die Grenze zu Mexiko faktisch schließen und die Armee dorthin schicken, um die Sicherheit wiederherzustellen. Er will im großen Stil Ausländer abschieben, vor allem solche, die straffällig geworden sind. Er will den Energie-Notstand ausrufen, Fracking voran bringen, mehr Öl fördern und mehr Öl ins Ausland verkaufen. "Flüssiges Gold" soll die USA wieder wohlhabend machen. Windparks will er genauso abschaffen wie die Förderung von Elektroautos. Außerdem verspricht er, alles zu unternehmen, um die Lebenshaltungskosten in den USA zu senken. Die Außenpolitik soll sich strikt an der Formel "Amerika zuerst" ausrichten. Und künftig wird es in den USA nur noch zwei Geschlechter geben: Männer und Frauen.
Und an anderer Stelle kündigte er an, eine Politik zu verfolgen, die das Territorium der USA ausdehnen werde. Das sind sehr neue Töne von einem US-Präsidenten. Obwohl die Ankündigungen sehr konkret sind, sind weder die Folgen noch die Durchsetzbarkeit klar. Und dann bleibt da auch noch das Markenzeichen Trumps: mit Konventionen zu brechen und immer wieder zu überraschen.
Donald Trump erneut im Weißen Haus; mit Tatendrang und Machtanspruch. Wie wirkt der Start in die zweite Amtszeit auf Sie? Trump regiert unkonventionell und ist schwer berechenbar. Kann das zu Lösungen führen, die bisher nicht denkbar waren – etwa in Nahost oder in der Ukraine? Eine deutliche Mehrheit der US-Wählerschaft steht hinter Trump. Was hat er, was andere nicht haben? Die transatlantischen Beziehungen haben uns über viele Jahrzehnte Sicherheit und Wohlstand gebracht. Müssen wir uns davon verabschieden? Ein "goldenes Zeitalter" verspricht Trump den USA. Ein Versprechen, das in unserem Land kurz vor der Wahl niemand macht. Fehlt uns da etwas?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Andrew Denison, US-amerikanischer Politikwissenschaftler vom Transatlantic Network
Redaktion: Willi Schlichting und Beate Wolff