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Montage mit Halspartie, weißem Kragen und Schulter eines Priesters, an dessen Revers ein nach unten weisendes kleines Kruzifix befestigt ist

Missbrauch in evangelischer Kirche: Vertrauen weg?

Es gibt weitaus mehr Fälle sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche als bislang bekannt. Das zeigt eine aktuelle Studie. Wie groß ist ihr Vertrauen in die Kirche bei Aufarbeitung, Prävention und Entschädigung? Sprechen Sie mit uns im WDR 5 Tagesgespräch!

In der evangelischen Kirche hat es weit mehr Opfer sexualisierter Gewalt gegeben als bislang bekannt. Ein unabhängiges Forscherteam stellte gestern in Hannover seine Studie vor, in der von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede ist.

Dabei betonten die Forscher, dass dies nur "die Spitze der Spitze des Eisbergs" sei, weil vor allem Disziplinar-, kaum aber Personalakten eingesehen wurden. Der an der Studie beteiligte forensische Psychiater Harald Dreßing sagte, aus den 20 Landeskirchen habe es lediglich eine "schleppende Zuarbeit" gegeben. Das Forschungsvorhaben hätten die Wissenschaftler nicht vollständig umsetzen können.

In einer von Dreßing als "sehr spekulativ" bezeichneten Hochrechnung ergebe sich eine Zahl von mehr als 9.000 Betroffenen bei geschätzt rund 3.500 Beschuldigten. Bislang war nur bekannt, wie viele Betroffene sich in den vergangenen Jahren an die zuständigen Stellen der Landeskirchen gewandt haben. Nach Angaben der EKD waren das 858.

Wer gedacht hatte, die sexualisierte Gewalt sei eher Thema der Katholiken, wird umdenken müssen. "Wir haben täterschützende Strukturen." Kirsten Fehrs, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat von einem Wegsehen in Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen gesprochen. Kirche und Diakonie hätten eklatant versagt. Damit meint sie auch den Föderalismus innerhalb der Institutionen. "Wir haben sie zur Tatzeit nicht geschützt und wir haben sie nicht würdig behandelt, als sie den Mut gefasst haben, sich zu melden", so Fehrs weiter.

"Bitte gucken Sie alle hin und lassen nicht zu, dass die EKD Zeit vertrödelt. Es ist genug. Es ist schon lange genug." Katharina Kracht war selbst Opfer von sexueller Gewalt und hilft jetzt anderen bei der Aufarbeitung. "Man gibt sich erschüttert – aber was ändert sich? Es braucht die Unterstützung des Staates!" Auch Detlev Zander aus dem Betroffenenbeirat EKD sieht das ähnlich: "Es kann nicht sein, dass jede Landeskirche machen kann, was sie möchte. Es bräuchte übergeordnete Stellen, die Standards entwickeln."

Wie blicken Sie auf die Studie der Evangelische Kirche? Hat es Sie überrascht, dass so viele Menschen betroffen sind? Gehen Sie auf Abstand zu ihrer Evangelischen Kirche? Sprechen Sie mit anderen Gläubigen über das Thema? Sollte die Aufarbeitung der Kirche überlassen werden? Haben die Amtskirchen Vertrauen verdient: bei Aufarbeitung, künftiger Verhinderung und Entschädigung?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Christina-Maria Purkert, WDR-Religionsredaktion

Redaktion: Willi Schlichting und Julia Lührs

Missbrauch in evangelischer Kirche: Vertrauen weg?

WDR 5 Tagesgespräch 26.01.2024 45:36 Min. Verfügbar bis 25.01.2025 WDR 5


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