Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird von einem Mensch in OP-Kleidung am Eingang eines OP-Saales vorbei getragen.

Kein Nein ist ein Ja: Wird Organspende so zur Regel?

Organspender wird derzeit in Deutschland nur, wer zu Lebzeiten ausdrücklich zustimmt. Eine Alternative dazu wäre die Widerspruchsregelung: Jede Person wird automatisch nach ihrem Tod zum Organspender, außer sie hat zu Lebzeiten widersprochen. Was halten Sie von dieser Regelung? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

Vergangenes Jahr standen in Deutschland knapp 8.400 Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Gespendet wurden aber nur rund 2.900 Organe. Viele Betroffene warten seit Jahren vergeblich auf ein Herz, eine Niere oder eine Lunge. Ein neues Organ könnte ihr Leben retten.

Vor dem Hintergrund mangelnder Spenderbereitschaft haben gestern in Berlin mehrere Bundestagsabgeordnete eine Gesetzesinitiative zur Reform der Organspende vorgestellt. Die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar sagte, es würden einfach zu wenige Organe gespendet. Nur die Widerspruchsregelung könne einen "Mentalitätswechsel" bewirken. Mit dieser neuen Regelung würde jeder volljährige Mensch zum Organspender, der zu Lebzeiten der Spende nicht widersprochen hat.

Dittmar stellte den Entwurf mit Abgeordneten von CDU, Grünen, FDP, CSU und Linken vor. 21 Parlamentarier und Parlamentarierinnen haben den Antrag bislang mitgezeichnet; darunter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und sein Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU), die sich bereits 2020 für die Einführung der Widerspruchsregelung eingesetzt hatten.

Ein erster Anlauf für eine Widerspruchsregelung war vor vier Jahren im Bundestag gescheitert. Mit dem Gruppenantrag wollen die Parlamentarier die Debatte um Organspenden neu anstoßen.

Es gibt auch Stimmen, die eine Reform und den Gesetzesentwurf zur Widerspruchsregelung ablehnen: Kritiker geben zu bedenken, dass ein Stillschweigen zur Organspende nicht als Zustimmung gewertet werden dürfe. Einige halten die Widerspruchsregelung gar für verfassungswidrig. Eine solche Regelung würde einen massiven Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht darstellen.

Was halten Sie von dem Vorschlag, eine Widerspruchslösung für die Organspende einzuführen? Wäre das eine Lösung, um Menschen schneller zu helfen, die auf ein Spenderorgan warten? Welche Bedenken hätten Sie bei der Widerspruchsregelung? Haben Sie eventuell Angehörige, die auf ein Spenderorgan warten? Darf der Staat seine Bürger zwingen, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen? Was wäre aus ihrer Sicht die beste Lösung, um das Problem mangelnder Organspender zu lösen?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Jean-Pierre Wils, Philosoph

Redaktion: Willi Schlichting und Beate Wolff

Kein Nein ist ein Ja: Wird Organspende so zur Regel?

WDR 5 Tagesgespräch 25.06.2024 46:56 Min. Verfügbar bis 25.06.2025 WDR 5


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