Frauen im ÖPNV: Schutz durch Abschottung?

Frauen werden in der Bahn, Straßen- und U-Bahn immer häufiger angegriffen. Verbal und körperlich. Die Berliner Grünen schlagen jetzt Waggons für Frauen vor. Kritiker sehen darin eine Kapitulation: Schutz durch Abschottung. Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit Grünen-Politikerin Antje Kapek im WDR5-Tagesgespräch, die den Vorschlag gemacht hat!

Beschimpft, bedrängt, begrabscht: Die Zahl sexueller Übergriffe nimmt zu – vor allem im öffentlichen Nahverkehr. Und in den meisten Fällen sind Frauen betroffen. Nicht nur jetzt zu Karnevalsbeginn oder während großer Fußballspiele, sondern das ganze Jahr. Überwachungskameras, Notrufnummern und SOS-Knöpfe: Nicht immer sind diese Möglichkeiten im Fall der Fälle sofort einen Lösung. Das zeigt ein Beispiel aus der Hauptstadt: Ein Mann greift eine Frau nachts in der U-Bahn an, vergewaltigt sie, steigt aus und fährt danach mit dem Bus weiter. Diesen konkreten Fall nehmen die Grünen in Berlin jetzt zum Anlass, um eine neue Idee einzubringen. Für Frauen reservierte Waggons zu Randzeiten. Auch mehr Notrufsäulen am Bahnsteig müsse es geben, sagt Antje Kapek, die verkehrspolitische Sprecherin der Berliner Grünen.

Diese oder ähnliche Modelle gibt es in anderen Ländern schon länger, damit Frauen mit einem guten Gefühl an ihr Ziel gelangen. In Indien fahren spezielle Schulbusse nur für Mädchen. Und in Japan gibt es bereits die besonderen Zugwagons nur für Frauen. Kritik an dem Vorschlag der Berliner Grünen kommt von der Oppositionspartei FDP. Es dürfe keine No-Go-Areas geben, alle müssten sich frei bewegen können. Statt dessen müsse der Fokus auf mehr Sicherheitspersonal und Präventionsarbeit liegen, damit Übergriffe von vorneherein weniger werden.

Taxi, private Fahrunternehmen oder öffentliche Verkehrsmittel: Wie kommen Sie zu später Stunde nach Hause? Wie Ihre Kinder und Enkelkinder? Und wie sicher fühlen Sie sich dabei? Extra Wagons für Frauen: Ist das Ihrer Meinung nach eine Lösung, damit die Angriffe abnehmen? Helfen solche geschützten Räume? Oder sollte an anderer Stelle – wie Aufklärung und Präventionsarbeit – angepackt werden? Frauen abschotten, damit sie weniger attackiert werden: Ist das eine Gesellschaft, in der Sie leben wollen? Oder muss die Gemeinschaft in Ihren Augen anders reagieren, um das Thema anzugehen?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Antje Kapek, Sprecherin für Verkehrspolitik, Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen" im Abgeordnetenhaus von Berlin

Redaktion: Willi Schlichting und Gundi Große