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Die im Bau befindliche Erdtrasse bei Borken

WDR 5 Tagesgespräch

Energiewende, die man nicht sieht: Wollen wir uns das leisten?

Windkraft von der Nordsee für Nordrhein-Westfalen: Im Münsterland hat heute der Bau der Erdkabeltrasse A-Nord begonnen. Ab 2027 soll sie Strom für zwei Millionen Haushalte bereitstellen. Aber können wir uns teure Erdkabel noch leisten? Wären oberirdische Leitungen die bessere Lösung? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

Tausende Kilometer neue Stromleitungen müssen für die Energiewende verlegt werden. Dafür setzte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst heute Vormittag in Rhede den ersten Spatentisch. Eine 300 Kilometer lange Strom-Trasse soll Windstrom vom ostfriesischen Emden bis ins nordrhein-westfälische Meerbusch-Osterath transportieren.

Der Windstrom aus den Offshore-Windparks kann dann von der Nordseeküste über NRW bis nach Baden-Württemberg transportiert werden. Die Übertragungsleistung entspricht der von zwei Atomkraftwerken. Damit können zwei Millionen Haushalte versorgt werden.

Das Ziel: erneuerbare Energie zu nutzen, auch weit weg von den Windrädern an der Küste. Im Rheinland und im Ruhrgebiet gehen bis 2038 schrittweise alle Kohlekraftwerke vom Netz. Die Versorgungslücke soll der Strom aus dem Norden schließen.

Es gibt zwei Möglichkeiten der Verlegung: oberirdisch oder unterirdisch. Erdkabel stören zwar das Landschaftsbild nicht, dafür muss man aber stärker in die Natur eingreifen bei der Verlegung. Das kostet je nach Gelände bis zu acht Mal so viel wie eine Freileitung. Einen Preis, den am Ende auch der Verbraucher über das Netzentgeld zahlt. Der Strom wird also teurer oder bleibt teuer.

Eigentlich spricht fast alles für die Hochspannungsmasten. Dadurch ließen sich etwa 35 Milliarden Euro gegenüber dem Erdkabel einsparen. Aber Strommasten haben ein Akzeptanzproblem. Sie sind nicht zu übersehen.

Die Energiewende sorgt für Stress – vor allem dort, wo sie für alle sichtbar wird. Bürgerinitiativen formieren sich, um sich gegen "Monstertrassen" durch ihre Wohngebiete zu wehren. Kommunen fühlen sich übergangen, weil über ihre Köpfe hinweg das Stromnetz geplant wird.

Um die Akzeptanz für den Ausbau der Stromnetze in der Bevölkerung zu erhöhen, hatte die große Koalition aus Union und SPD 2016 einen Erdkabel-Vorrang eingeführt. Union und SPD haben diesen Vorrang in ihrem druckfrischen Koalitionsvertrag aufgehoben. Wo möglich, soll nun oberirdisch verlegt werden.

Sind Sie bereit für die unterirdische Verlegung der Stromtrasse einen höheren Strompreis zu zahlen? Müssen die vom Bau der Trasse betroffenen Menschen mit den Nachteilen einer sichtbaren Verlegung leben – zum Nutzen aller? Sind Sie auch unmittelbar vom Ausbau des Stromnetzes betroffen? Heute ist der Spatenstich der Trasse in NRW, eine gute Nachricht?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Jörg Marksteiner, WDR-Wirtschaftsredaktion

Redaktion: Willi Schlichting und Heiko Hillebrand

Energiewende, die man nicht sieht: Wollen wir uns das leisten?

WDR 5 Tagesgespräch 11.04.2025 46:15 Min. Verfügbar bis 11.04.2026 WDR 5


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