ZeitZeichen
01.08.1997 - Todestag des Pianisten Swjatoslaw Richter
Stand: 20.04.2016, 13:37 Uhr
Auf der Bühne wirkte er wie die Inkarnation russischer Verschlossenheit: ein mächtiger Mann mit kantigem, kahlem Schädel und gewaltigen Händen, in späten Jahren meist durch eine funzelige Lampe dem Publikum im Saal entrückt.
Von Michael Struck-Schloen
Swjatoslaw Richter, der 1915 geborene Pianist aus Schitomir in der Ukraine, hatte deutsche Vorfahren und ist erst spät im Westen aufgetreten. Dann aber wurde er mehr noch als sein Konkurrent Emil Gilels zum Inbegriff der russischen Klavierschule.
Richter konnte ekstatisch, ja brutal Rachmaninow donnern und dann wieder melancholisch und langsam die Klangwelten eines Franz Schubert zelebrieren. Sein Technik war legendär – aber auch seine Selbstzweifel, wie sie der Regisseur Bruno Monsaingeon beim alten Richter in einem der schönsten Musikerfilme überhaupt einfing.
Redaktion: Hildegard Schulte