Siedlertrecks auf dem Weg nach Westen

14. April 1846 - Aufbruch der "Donner Party"

Stand: 14.04.2021, 10:20 Uhr

Unter der Führung des Farmers George Donner bricht Mitte April 1846 ein Treck von 87 Siedlern in den Westen der USA auf. Die vermeindliche Abkürzung entpuppt sich als Todesfalle. Ein Gutteil stirbt auf der Reise. Der Rest überlebt offenbar nur durch Kannibalismus.

Springfield, Illinois, Mitte des 19. Jahrhunderts. Von hier aus machen sich viele Pioniere auf den Weg zur Besiedelung des Westens. Darunter ist auch der Farmer George Donner, der zusammen mit seiner Familie nach Kalifornien will. Und zwar schneller als der Rest. Diese Entscheidung wird ihm und seinen Gefolgsleuten zum Verhängnis.

Die Donner party bricht auf (am 14.04.1846)

WDR Zeitzeichen 14.04.2021 14:57 Min. Verfügbar bis 15.04.2099 WDR 5


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"Wie die schicksalhaften Trecks anderer Epochen, deren Entbehrungen, Leiden und Selbstaufopferungen späteren Wanderern als Gefahrensignale dienten, begann diese Gruppe ihre Reise mit einem Lied der Hoffnung“, wird Donners damals dreijährige Tochter Eliza 65 Jahre später in einem Buch schreiben. "Und sie beendete sie beim ersten Meilenstein des gelobten Landes mit einem Gebet um Hilfe."

Abkürzung als Verheißung

Ursprünglich ist Donners Familie Teil eines Verbunds von acht Familien, einigen allein reisenden Männern sowie ein paar Treckbegleitern auf insgesamt neun Wagen. In vier Monaten wollen sie die Plains, die Wüste und die Sierra Nevada hinter sich lassen, um rechtzeitig vor Wintereinbruch anzukommen. Mitte April 1846 startet der Trupp, einen Monat später schließt er sich einer größeren Gruppe von rund 50 Planwagen an. Mitte Juli sind 1.600 Kilometer geschafft. Die Zeit für die restlichen 1.000 Kilometer wird knapp.

Das Verhängnis beginnt, als ein Teil des Trecks beschließt, eine angebliche Abkürzung zu nehmen, die 500 Kilometer Ersparnis bringen soll. Obwohl George Donner keinerlei Führungsqualitäten besitzt, wählt die Truppe ihn zu ihrem Führer. 87 Menschen, die Hälfte davon Kinder, trennen sich als "Donner Party" voller Hoffnung vom Rest.

Menschenfleisch zum Überleben

Tatsächlich ist die vermeintliche Abkürzung 200 Kilometer länger als der ursprüngliche Weg. 40 Tage nach Aufbruch ist das Futter für die Tiere aufgebracht, ebenso wie der Wasservorrat. 36 Tiere und vier Planwagen verlieren die Siedler in der Salzwüste des heutigen Utah. Erst Mitte Oktober erreicht Donners völlig ausgehungerter und erschöpfter Treck den Fuß der Sierra Nevada. Dann bricht auch noch der Winter ein. Insgesamt 34 Menschen sterben.

Zunächst verspeist die "Donner Party" das noch verbliebene Vieh, dann sind Zugtiere und Pferde an der Reihe. Danach brechen die Pioniere ein Tabu. "Mit ekelerregender Angst wurden die ersten Bissen zubereitet", beschreibt Eliza Donner den kannibalischen Akt. "Nicht einer berührte das Fleisch eines verwandten Körpers." Auch George Donners Leichnam wird verspeist.

Insgesamt vier Rettungstrupps machen sich auf den Weg, um die Mitglieder der "Donner Party“ aufzuspüren. Erst im April 1847 wird der letzte Überlebende des Trecks aus der Sierra Nevada geborgen. Die damalige Presse fixiert sich auf die Sensation der Rettung. Im Bewusstsein der Nachgeborenen und in den Geschichten von Literatur und Film aber rückt der Kannibalismus ins Zentrum des Interesses.

Autoren des Hörfunkbeitrags: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. April 2021 an den Aufbruch der "Donner Party". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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