19. Mai 1881 - Geburtstag des Staatsgründers Mustafa K. Atatürk

Stand: 11.05.2021, 09:38 Uhr

Mustafa Kemal Atatürk ruft 1923 die Republik Türkei aus und verordnet den Bewohnern umfangreiche Reformen: Die Türkei soll ein westliches, ein europäisches Land werden.

Während die Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg um die Aufteilung des osmanischen Reiches feilschen, notiert der General Mustafa Kemal in sein Tagebuch: "Sollte ich eines Tages großen Einfluss oder Macht besitzen, halte ich es für das Beste, unsere Gesellschaft schlagartig und in kürzester Zeit zu verändern."

Mustafa Kemal Atatürk, türk. Staatsgr. (Gedenktag 19.05.1881) WDR ZeitZeichen 19.05.2021 14:42 Min. Verfügbar bis 20.05.2099 WDR 5

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1923 ist es soweit: Mustafa Kemal, der später den Beinamen Atatürk bekommt, wird zum ersten Präsidenten der Republik Türkei. Seine Vision: Ein moderner Nationalstaat, losgelöst von religiösen Einflüssen. "Das Kalifat ist ein Märchen der Vergangenheit, das in unserer Zeit keinen Platz mehr hat", ist Atatürk überzeugt.

Ein frei gewählter Geburtstag

Geboren wird Mustafa Kemal im Jahr 1881 "als die Kürbisse sich zu röten begannen". So überliefert seine Familie später das unbekannte Datum, da im Osmanischen Reich die Geburten noch nicht registriert werden. Erst als der englische König in Ankara anfragt, zu welchem Tag er denn Glückwünsche senden dürfe, wird der 19. Mai rückwirkend als Geburtstag festgelegt.

Denn am 19. Mai 1919 hatte Atatürk einst in der Hafenstadt Samsun mit dem Widerstand gegen die vollkommene Zerschlagung des osmanischen Reiches begonnen und damit seinen machtpolitischen Aufstieg eingeleitet.

Strikte Trennung von Staat und Religion

Der Offizier kann die vorrückenden Griechen zurückdrängen und 1923 bei den Allierten jene Landesgrenzen durchsetzen, die bereits weitgehend mit den heutigen Grenzen der Türkei übereinstimmen. Als Präsident will der "Vater der Türken" – wie Atatürk übersetzt heißt – nun das gesamte osmanische Erbe radikal abschütteln.

Nach dem französischen Vorbild des Laizismus führt er die strenge Trennung zwischen Staat und Religion ein. "Alles, was mit der Religion, dem Islam zu tun hatte, sollte aus der Öffentlichkeit und aus dem Kulturgut der Bevölkerung verbannt werden", erzählt die Bonner Islamwissenschaftlerin Gül Şen.

Vom Mittelalter in die Moderne

Atatürk schafft unter anderen das religiöse Rechtssystem, die Scharia, ab, führt das Wahlrecht für Frauen ein und schließt religiöse Schulen. Der islamische Kalender wird durch den europäischen ersetzt, die arabische Schrift durch das lateinische Alphabet.

Wie in seinem Tagebucheintrag prophezeit, erneuert der Präsident die türkische Gesellschaft innerhalb von 15 Jahren bis zu den Grundprinzipien. "Das Land ist quasi vom Mittelalter in die Moderne katapultiert worden", sagt der Politikwissenschaftler und Soziologe Ahmet Ünalan. Mustafa Kemal Atatürk stirbt mit 57 Jahren am 10. November 1938 in Istanbul.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Marfa Heimbach
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Mai 2021 an Mustafa Kemal Atatürk. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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