Caroline von Wolzogen, Schriftstellerin

11. Januar 1847 - Caroline von Wolzogen stirbt in Jena

Stand: 11.01.2017, 00:00 Uhr

Die erotische Dreiecksbeziehung beginnt im Dezember 1787: Bei einem Besuch in Rudolstadt lernt Friedrich Schiller die 24-jährige Caroline von Lengefeld und ihre drei Jahre jüngere Schwester Charlotte kennen. Beide Frauen sind gleich von dem Dichter fasziniert. Er hat zu diesem Zeitpunkt bereits "Die Räuber" (1781) und "Kabale und Liebe" (1784) verfasst. "Das war der Eros des Geistes, der ihn einfach unwiderstehlich gemacht hat", sagt Kirsten Jüngling, die eine Biografie über die Lengefeld-Schwestern geschrieben hat. Schiller sei "eine gute Projektionsfläche für die Fantasie dieser Frauen" gewesen.

Auch Schiller ist von den Töchtern des Oberforstmeisters von Lengefeld angetan. "Beide Geschöpfe sind, ohne schön zu sein, anziehend und gefallen mir sehr", schreibt der 28-Jährige an einen Freund. "Man findet hier viel Bekanntschaft mit der neuen Literatur, Feinheit, Empfindung und Geist."

Caroline, die lebhaftere der beiden Schwestern, ist geistreich, leidenschaftlich und sinnlich. Als ihr Vater starb, wurde sie mit 16 Jahren verheiratet. Die Ehe mit dem Geheimen Legationsrath von Beulwitz ist jedoch unglücklich. Charlotte ist das Gegenteil ihrer temperamentvollen Schwester: still und versonnen.

"Zartes Verhältnis" im Sommer

Die jungen Frauen laden Schiller ein, den Sommer 1788 bei ihnen in Rudolstadt zu verbringen. Es wird eine Zeit voller Seligkeit. Keiner stört die innige Dreisamkeit: Die Mutter der beiden Töchter hat am Hof zu tun, Carolines Gatte ist viel auf Reisen. Schiller ist hingerissen: "Hätte man uns erst in unserem engen Kreis beobachtet, wo wir drei ohne Zeugen waren - wer hätte dieses zarte Verhältnis begriffen?" Er mag gar nicht mehr abreisen und bleibt bis zum November 1788.

Beide Schwestern sind in Schiller verliebt. In Caroline, die zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet ist, reift ein kühner Plan. Sie überredet Schiller, Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. "Wenn er die Schwester heiratet, hat sie sich vorgestellt, wird es ein Dreiecksverhältnis", sagt Biografin Jüngling. "Die haben sich da ein schönes Leben ausgemalt."

Carolines Kalkül scheint aufzugehen. Schiller verlobt sich mit Lotte, schreibt aber direkt danach an Caroline: "Ach, wenn Du erfahren wolltest, wie sehr ich dich liebe, so müsstest Du mir eine neue Sprache und ein unsterbliches Leben geben." Ihre schönsten Freuden habe die Liebe noch zurückgehalten, "bis jetzt konnten wir sie nur in fernen Ahnungen empfinden."

Dissonanzen nach Charlottes Heirat

Nach der Hochzeit von Charlotte mit Schiller zieht Caroline als dessen Schwägerin in die Nähe des Ehepaares. Doch schnell wird klar: Die kleine Schwester will ihren Mann nicht teilen. Sie lehnt dessen Plan ab, zu dritt gemeinsam zu wohnen. Charlotte bekommt stattdessen vier Kinder von Schiller und unterstützt ihn bei der Arbeit.

Caroline, die sich inzwischen von ihrem Mann getrennt hat, stürzt sich verbittert in eine Affäre nach der anderen. Über Schiller ist sie zutiefst enttäuscht: "Kein alter Ton erklingt unter uns, ich verhüte es und er sucht es nicht - die himmlische Freiheit ist entflohen."

Bittere Bilanz

Es gibt jedoch noch heimliche Treffen. 1794 wird Caroline schwanger, mit einem Sohn, der von Schiller sein könnte. Sie heiratet ihren Vetter von Wolzogen und zieht nach Weimar, wo ihr Haus ein Treffpunkt von Dichtern wird. Sie beginnt auch selbst zu schreiben. Ihr autobiografisch gefärbter Roman "Agnes von Lilien" wird ein Bestseller. Als Schiller schwer erkrankt, hilft sie Charlotte bei der Pflege. "An seinem Sterbebett standen beide, er hatte letztlich zwei Witwen", sagt die Autorin Jüngling.

Caroline von Wolzogen überlebt nicht nur ihre diversen Männer, sondern auch ihren einzigen Sohn. Sie stirbt am 11. Januar 1847 mit fast 84 Jahren in Jena. Ihre Lebensbilanz fällt bitter aus: "Es lag ein unversiegbarer Quell der Heiterkeit, der Freude am Dasein in mir; ich hätte eins der glücklichsten Wesen werden können, und wurde sehr unglücklich."

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