Erich Mende, FDP-Vorsitzender, später CDU-Mitglied

6. Mai 1998 - Erich Mende stirbt in Bonn

Stand: 06.05.2018, 00:00 Uhr

Aus dem Zweiten Weltkrieg kommt Erich Mende als Major zurück - und lernt Demokratie. Dabei sei er auf halbem Weg stehengeblieben, findet FDP-Politiker Gerhart Baum. "Erich Mende war der Repräsentant einer FDP, die ich bekämpft habe, einer rückwärtsgewandten FDP." Geführt worden sei sie von alten Frontoffizieren. "Zum Teil waren sie noch Nazis. Erich Mende war das nicht."

Das hält Mende allerdings nicht davon ab, in den frühen Jahren der Bundesrepublik öffentlich sein entnazifiziertes Ritterkreuz zu tragen. Er setzt sich damals unter anderem für die Rehabilitation der Wehrmacht ein.

Erich Mende, Politiker (Todestag 06.05.1998)

WDR 2 Stichtag 06.05.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 03.05.2028 WDR 2


Download

Abneigung gegen Adenauer

Der am 28. Oktober 1916 in Oberschlesien geborene Mende gehört zu den Mitbegründern der FDP. 1949 wird er Abgeordneter im ersten Deutschen Bundestag, acht Jahre später ist er Vorsitzender der Bundestagsfraktion seiner Partei. 1960 wird er schließlich zum FDP-Vorsitzenden gewählt.

Obwohl er selbst Katholik ist, empört sich der Liberale, dass die CDU die Republik katholisch einfärbt. Die Union hat seit 1957 die absolute Mehrheit im Bundestag. "Absolute Mehrheiten verleiten leicht zum Machtmissbrauch", warnt Mende vor der Wahl 1961. Er bekämpft Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) persönlich und verspricht: "Keine Koalition unter Adenauer!" Das bringt der FDP Stimmen - und Koalitionsverhandlungen mit der Union.

Bruch des Wahlversprechens

Sieben Wochen lang wird die CDU/CSU-FDP-Koalition ausgehandelt. Mende, der Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (CDU) als Kanzler haben möchte, kann sich nicht durchsetzen. Adenauer übernimmt erneut das Amt, die FDP arrangiert sich. "Der Umfall hing der FDP sehr, sehr lange an", bedauert FDP-Mann Baum. "Sie wurde als unzuverlässig angesehen."

Nur in einem Punkt hält Mende Wort: Er selbst geht erst als Minister für Innerdeutsche Beziehungen in die Regierung, als Erhard 1963 den betagten Adenauer als Bundeskanzler ablöst. Mende ist auch Vizekanzler - bis die Koalition 1966 zerbricht.

Übertritt in die CDU

1968 gibt Mende den Parteivorsitz an Walter Scheel (FDP) ab. Vergeblich setzt er sich gegen die sozial-liberale Koalition unter Willy Brandt (SPD) und die Ostverträge ein. 1970 wechselt Mende die Seiten - und wird für zehn Jahre Abgeordneter der CDU, allerdings als Hinterbänkler.

1980 scheidet Mende aus dem Bundestag aus. Am 6. Mai 1998 stirbt er mit 81 Jahren in Bonn.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

Stichtag am 07.05.2018: Vor 65 Jahren: Die erste Reißbrettstadt der DDR erhält den Namen "Stalinstadt"