Konrad Adenauer (CDU), Bundeskanzler (1949 bis 1963)

Stichtag

15. Oktober 1963 - Kanzler Adenauer wird im Bundestag verabschiedet

14 Jahre lang ist er Bundeskanzler: Konrad Adenauer (CDU) steht für Demokratie, Wiederbewaffnung, Antikommunismus sowie für Freundschaft mit Frankreich und den USA. Am 15. Oktober 1963 geht diese Ära zu Ende: "Der Alte" wird im Bundestag verabschiedet. Begonnen hat Adenauers Karriere in der Kaiserzeit: 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, wird der am 5. Januar 1876 in Köln geborene Jurist Oberbürgermeister seiner Heimatstadt. "Graupenauer" nennt ihn die Bevölkerung - weil er gegen den Hunger Graupen verteilen lässt. Nach dem Krieg macht er aus Köln das Berlin des Westens: Messe, Ford, Universität. Zwischen Köln und Bonn lässt er die erste Autobahn bauen - die heutige A555.

Adenauer ist ein Machtpolitiker, der strategisch vorgeht: "Dass man die Schwächen der Menschen als Kalkül bei allen Überlegungen einschaltet, das ist wohl klar", sagt er über sich selbst. Adenauer ist erfolgreich, aber kostspielig: Er treibt Köln fast in die Pleite, sorgt jedoch gut für sich. "Er hieß 'Der teuerste Oberbürgermeister des Reiches', weil er mehr verdiente als der Reichspräsident", sagt der Berliner Historiker Daniel Koerfer. Nach Adolf Hitlers Machtübernahme 1933 wird Adenauer entlassen - und hält sich von der Politik fern. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges taucht er unter. Die Gestapo verhaftet seine zweite Ehefrau Gussie, die unter massivem Druck das Versteck ihres Mannes verrät und anschließend Schlaftabletten nimmt. Als sie 1948 an den Spätfolgen des Suizidversuchs stirbt, geht Adenauer als 72-Jähriger wieder in die Politik - als neuer Lebensinhalt.

Zäher Verhandlungspartner

1949 wird Adenauer erstmals zum Bundeskanzler gewählt. Er macht Ludwig Erhard (CDU), den Vater der Sozialen Marktwirtschaft, zum Bundeswirtschaftsminister. Auch wenn sich die beiden nicht leiden können. Erhard vertraut auf den Markt, für Adenauer hingegen entscheidet der Staat. Trotzdem sind die beiden zunächst ein Team: Erhard sorgt für Aufschwung, Adenauer nutzt die Erfolge. Als Bundeskanzler versteht sich er sich als Außenpolitiker. Er will die Aussöhnung mit Frankreich, strebt eine Europäische Union an. Den Rechtsaußen-Parteien entzieht er Boden, indem er Millionen Alt-Nazis integriert.

Am Verhandlungstisch ist Adenauer zäh. "Mutter aller Füchse" wird er genannt. Sein größter Deal gelingt ihm mit den westlichen Alliierten: Unter ihm wird die Bundesrepublik souverän. Dafür baut er eine neue deutsche Armee auf. Die Bundeswehr soll im Kalten Krieg als Teil der Nato die Sowjets abschrecken. 1955 fliegt Antikommunist Adenauer nach Moskau und dealt mit den Russen: Sie wollen diplomatische Beziehungen, er will die letzten 10.000 Kriegsgefangenen nach Hause holen. Der Handel kommt zustande und Adenauer erobert damit die Herzen der Wähler.

Adenauer unterstützt den Sturz Erhards

Klar ist, dass Adenauer aus Altergründen irgendwann abtreten muss. Doch er hält sich lange Zeit für unersetzlich. Alle möglichen Nachfolger demontiert er frühzeitig. Als die Partei auf den populären Erhard setzt, versucht Adenauer ihn zu verhindern. Der Kampf um das Kanzleramt dauert vier Jahre, dann tritt Adenauer 1963 zurück und lässt seine eigene Verabschiedung über sich ergehen. Erhard gewinnt für die CDU noch einmal die Wahlen. Doch dann verliert er den Rückhalt der Partei, er gilt als ungeeignet für das Amt.

Mit Unterstützung von Adenauer wird hinter den Kulissen die erste Große Koalition in Stellung gebracht. "Als Erhard dann tatsächlich im Dezember 1966 gestürzt wird, soll Adenauer zu engeren Vertrauten gesagt haben: 'Et is allet ejal, Hauptsache et is einer wech'", sagt Historiker Koerfer. Vier Monate nach Erhards Sturz stirbt Adenauer am 19. April 1967 in Rhöndorf bei Bonn.

Stand: 15.10.2013

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