Eigentlich macht Federico Fellini gar keine Filme. Eigentlich benutzt jemand den Regisseur, um durch ihn Filme zu machen. So hat Fellini es einmal dargestellt. "Ein fremder, unheimlicher Bewohner bemächtigt sich meiner, übernimmt die Führung und leitet alles an meiner Stelle."
Alles ist also fremd, unbewusst, bisweilen unheimlich: wie in einem Traum, in dem vieles nicht logisch zusammenhängt. Und genauso wirken Fellinis Meisterwerke wie "La Strada – Das Lied der Straße" (1954), "Das süße Leben" (1960) oder "Ginger und Fred" (1986) tatsächlich.
Vorliebe für den Zirkus
Geboren wird Fellini am 20. Januar 1920 in Rimini. Als Kind liebt er laut eigener Aussage vor allem das Marionettentheater und den Zirkus. Dass er mit sieben Jahren von Zuhause ausbüxt, um Clown zu werden, gehört allerdings nachweislich ins Reich der Legenden. Bei seiner Biografie geht er genauso vor wie bei seinem Werk: "Ich hatte immer den Drang, Dinge zu erfinden. Eine Jugend zum Beispiel. Eine Beziehung zum Leben."
Mit 18 geht Fellini nach Rom. Dort arbeitet er als Journalist, Karikaturist und Hörspielautor. 1942 verliebt er sich in Giulietta Masina, eine zierliche Schauspielerin mit Kulleraugen und Clownsgesicht. Wenige Monate später heiraten sie – und bleiben bis zu Fellinis Tod 50 Jahre lang zusammen.
Hauptrolle im Leben und im Film
In Rom arbeitet Fellini zehn Jahre lang als Drehbuchschreiber und Regieassistent, etwa von Roberto Rossellini. Sein eigenes Filmdebüt "Der weiße Scheich" (1952) wird noch verrissen, aber bereits ein Jahr später gewinnt er mit "Die Müßiggänger" den Silbernen Löwen in Venedig.
1954 schreibt er Giulietta den märchenhaften Zirkusfilm "La Strada" auf den Leib. 1957 gewinnt er einen Oscar und macht Fellini und Masina weltberühmt. Fortan spielt sie nicht nur die Hauptrolle in seinem Leben, sondern auch in zahlreichen seiner Filme.
Vollbusig im Trevi-Brunnen
1960 erscheint mit "Das süße Leben" Fellinis größter kommerzieller Erfolg. Und sein größter Skandal: Heute gehört die Szene, in der eine vollbusige Anita Ekberg mit Marcello Mastroianni im Trevi-Brunnen badet, zu den großen Film-Ikonen. Fellini wird als wichtigster Regisseur Italiens gefeiert, in der Filmstadt Cinecittà ist eine Halle fest für ihn reserviert.
In der Folge werden Fellinis Filme immer persönlicher, die Darsteller immer mehr zu Alter Egos. Irgendwann will niemand mehr seine aufwändigen Filme finanzieren: "Die Stimme des Mondes" (1990) bleibt sein letzter. Er stirbt 1993 in Rom.
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