Eine Szene aus der Fernsehserie "Holocaust" (USA, 1978)

22. Januar 1979 - Deutsche Erstausstrahlung der TV-Serie "Holocaust"

Stand: 22.01.2019, 00:00 Uhr

Als die erste Folge der amerikanischen TV-Serie "Holocaust" am 22. Januar 1979 im deutschen Fernsehen gesendet wird, hat sie bereits monatelang für Schlagzeilen gesorgt. Es herrscht Unmut, seit bekannt ist, dass der WDR den Vierteiler gekauft hat: "Die Judenverfolgung als Seifenoper!", heißt es.

Bereits bei der Ausstrahlung in den USA im April 1978 gab es Proteste. Der TV-Sender NBC hatte die Serie aus kommerziellem Interesse produziert. KZ-Überlebende prangerten die Vermarktung des Leids an. Bei Werbeunterbrechungen hatte zudem der Autokonzern Ford Spots geschaltet - der Firmengründer Henry Ford war Antisemit.

Dt. Erstaustrahlung der TV-Serie Holocaust (am 22.1.1979)

WDR 2 Stichtag 22.01.2019 04:15 Min. Verfügbar bis 19.01.2029 WDR 2


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Zwei Sendemasten gesprengt

In der Bundesrepublik befürchten Kritiker eine Banalisierung des Themas. Vor allem ältere Leute wiederum sehen in der Serie eine "Nestbeschmutzung". Rechtsradikale versuchen die Ausstrahlung mit Bombenanschlägen zu verhindern, zwei Sendemasten werden gesprengt.

Zunächst ist geplant, die Serie in der ARD zu zeigen. Doch vier von fünf Fernsehdirektoren stimmen dagegen. Da unter anderem der Bayerische Rundfunk damit droht, sich auszuklinken, gibt es einen Kompromiss: Die vier Folgen werden innerhalb von fünf Tagen in den zusammengeschalteten Dritten Programmen gezeigt, mit anschließender Open-End-Diskussion.

Packend inszeniert

Bei der Ausstrahlung schlägt die Stimmung um. Viele Zuschauer sind ergriffen: "Holocaust" ist hochemotional und packend inszeniert. Zwei fiktive Familien werden porträtiert: Am Beispiel des jüdischen Familie Weiss wird die Vernichtung der Juden nachgezeichnet - von den Nürnberger Rassegesetzen über die Novemberpogrome bis Auschwitz.

Zugleich führt die Serie mit der Familie Dorf die Täter vor: Der arbeitslose Jurist Erik wird von seiner Frau gedrängt, der SS beizutreten. Er wird zur rechten Hand des SS-Führer Reinhard Heydrich und nimmt an Massenerschießungen teil.

"Manikürte Version" des KZ-Alltages

Die Einschaltquoten steigen auf 41 Prozent. Bis zu 20 Millionen Deutsche verfolgen "Holocaust" auf dem Bildschirm. Die Betroffenheit in den anschließenden Diskussionsrunden, in über 30.000 Anrufen und 12.000 Briefen an die Funkhäuser zeigt, wie sehr das Thema bisher verdrängt worden ist.

Es gibt allerdings auch weiter Kritik: Mal wird die fehlende Genauigkeit im Detail moniert, mal die stereotype Verdichtung. KZ-Überlebende wie Renate Harpprecht bemängeln eine verharmlosende Darstellung des Lager-Alltags: "Nur ein manikürte Version von Edelmut, schönen Menschen, Nächstenliebe und Todesverachtung" sei im Film zu sehen.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 22. Januar 2019 ebenfalls an die deutsche Erstausstrahlung der TV-Serie "Holocaust". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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