Eigentlich sollte Lara Croft ein Mann werden. Aber dann entscheiden sich die Spiele-Entwickler der britischen Softwarefirma "Core Design Ltd." in Derby mutig für eine weibliche Superheldin, die als Archäologin auf der Suche nach Kometensplittern, kostbaren Dolchen und Abenteuern in einem grünen Body mit braunen Hotpants, Springerstiefeln, Rucksack und zwei Neun-Millimeter-Pistolen um die Welt reist.
Identifikationsfigur für Spielerinnen
1996 trifft Lara Croft auf die Spieleszene. Bei der Vermarktung setzen ihre Manager auf die Titelseiten der Magazine. "The Face" macht den Anfang, dann setzt der Schneeballeffekt ein, vor allem in den USA: Lara Croft ist auf den Titelblättern von "Time", "Rolling Stone" und "Newsweek" zu sehen und stürmt über diesen Umweg in Herz und Hirn vieler Computerspieler.
Und der Computerspielerinnen: Ein Drittel der Spiele wird von Frauen gekauft, die sich mit Croft identifizieren können – auf dem Markt ein absolutes Novum.
Tod und Auferstehung
Zur opulenten Oberweite verpassen die Entwickler Croft auch noch eine üppige Biografie. Tochter von einem Lord Richard Henshingly Croft soll sie sein, neben Privatunterricht an renommierten Schulen ausgebildet. Demnach stirbt ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz.
Einen Geburtstag bekommt Lara allerdings erst, als ein neugieriger Journalist nachfragt. Die Croft-Entwickler finden den Valentinstag des Jahres 1968 angemessen. Als sie es wagen, ihre Figur im Computerspielleben vermeintlich sterben zu lassen, hagelt es Proteste – Bombendrohungen inklusive.
Blumen und Geburtstagsgeschenke
Mit den erfolgreichen Filmen "Lara Croft: Tomb Raider" (2001) und der Fortsetzung "Lara Croft: Tomb Raider - Die Wiege des Lebens" (2003) mit der amerikanischen Schauspielerin Angelina Jolie in der Hauptrolle schafft die schießwütige Cyberheldin den Sprung aus ihrem beengten Spiele-Universum in die weite Welt des Kinofilms. Zu dieser Zeit ist sie in der Wirklichkeit ihrer stetig wachsenden Fangemeinde längst angekommen.
Das zeigen die Berge von Fanpost, die bis heute in ihrer Geburts-Computerschmiede eingehen. Da kommen Blumen und Geburtstagsgeschenke. "Wir haben uns daran gewöhnt, so über sie zu reden, als würde sie neben uns sitzen", sagt Manager Jeremy Smith. "Natürlich ist das skurril, aber wir bekommen Briefe und E-Mails von Leuten, die davon überzeugt sind, dass es sie gibt."
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Stichtag am 15.02.2018: Vor 75 Jahren: Geburtstag von Elke Heidenreich