Ein dritter Platz in Monza reicht, dann ist Wolfgang Graf Berghe von Trips der erste deutsche Formel-1-Weltmeister. Doch beim Großen Preis von Italien im September 1961 verunglückt der Kerpener tödlich. In der gefürchteten Parabolica-Kurve kollidiert er mit dem Lotus von Jim Clark, wird aus seinem Ferrari geschleudert und stirbt durch Genickbruch.
Der Ferrari des Deutschen fliegt in die Zuschauermenge und reißt 15 Menschen mit in den Tod. Das "Monster Monza" hat wieder zugeschlagen, wie schon so oft vorher und nachher. Bei keinem anderen Rennen im Formel-1-Zirkus liegen Tempo und Tod so nah beieinander wie auf dem Hochgeschwindigkeitskurs des "Autodromo Nazionale Monza" bei Mailand.
Tödlicher Unfall schon zur Premiere
Rund 70 Prozent des Rennens absolvieren die Fahrer mit durchgetretenem Gaspedal. 2005 erreicht Kimi Räikkönen in einem McLaren mit 370,1 km/h die höchste je in Monza gemessene Geschwindigkeit. Entstanden ist die legendäre Rennstrecke 1922 aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Mailänder Automobilclubs. In nur 110 Tagen legen damals 3.500 Arbeiter im Königlichen Park bei Mailand Betonplatten zu einem zehn Kilometer langen Oval zusammen.
Die Piste ist schmal, Auslaufzonen gibt es kaum. Zwei spektakuläre Steilkurven verbinden die langen Geraden durch die waldige Parkanlage. Die Tücken dieser Vollgasstrecke offenbaren sich schon bei der Premiere auf tragische Weise. Beim Training zum ersten Großen Preis von Italien verunglückt der deutsche Rennfahrer Gregor "Fritz" Kuhn tödlich.
Rasen an der Grenze des Möglichen
Geschockt ziehen daraufhin die meisten der 39 gemeldeten Teams ihre Boliden zurück. So gehen am 10. September 1922 nur acht Fahrer an den Start, frenetisch angefeuert von etwa 200.000 Zuschauern, die die Piste bis zum Streckenrand umlagern. Nach sechs Stunden und 800 Kilometern gelingt zwei Fiat-Piloten ein grandioser Doppeltriumph.
Schon in der Frühzeit des Motorsports verlangt Monza das Äußerste von Piloten und Autos. Die technische Entwicklung der Rennwagen schreitet schnell voran, so dass es immer wieder zu schweren Unfällen kommt. Der bis heute schwerste ereignet sich 1928, als der Wagen des Italieners Emilio Materassi bei einer Kollision auf der Start- und Zielgeraden abhebt und in die Zuschauertribüne stürzt. Der Fahrer und mehr als 20 Zuschauer kommen ums Leben.
Rekordhalter in Monza: Michael Schumacher
Bis zum ersten Formel-1-Rennen in Monza 1950 wird das Autodrom mehrfach umgebaut, durch Schikanen entschärft und um einen Straßenkurs erweitert. Als 1955 Italiens zweifacher Weltmeister Alberto Ascari bei einer Testfahrt tödlich verunglückt, werden auch die legendären Steilkurven stillgelegt. Dennoch fährt der Tod in Monza weiter mit.
Jochen Rindt 1970 beim Formel-1-Rennen am Hockenheimring
Die Unfälle auf dem Highspeed-Kurs haben bislang 73 Rennfahrer, Streckenposten, Mechaniker und Zuschauer das Leben gekostet. Darunter auch das von Jochen Rindt, der 1970 nach seinem tödlichen Crash als bislang einziger Fahrer posthum zum Formel-1-Weltmeister erklärt wurde.
2013 rast Sebastian Vettel in Monza zu seinem ersten Sieg in der Formel 1. Rekordhalter aber ist noch immer Michael Schumacher, der zwischen 1996 und 2006 fünf Mal im Ferrari den Großen Preis von Italien gewonnen hat. Nun ist ihm ein Brite dicht auf den Fersen. Seit seinem Triumph im September 2017 hat Lewis Hamilton vier Siege im Nationalheiligtum des italienischen Motorsports auf dem Konto.
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