"Peter Arnett, the Ultimate War Reporter" betitelt die International Herald Tribune 1991 ihr Porträt eines neuen Medienhelden. Kein Berichterstatter von den "Killing Fields", den Schlachtfeldern dieser Erde, habe so oft und so lange sein Leben riskiert wie Arnett. Damals hat die US-Luftwaffe gerade begonnen, Bagdad zu bombardieren, und seither kennt alle Welt den Reporter mit dem schütteren Haar.
Live schildert Peter Arnett auf CNN vom Dach eines Hotels, wie die Bomben und Raketen rings um ihn herum in der irakischen Hauptstadt einschlagen. So sei es nun mal in der Kriegsberichterstattung, meint der heute 85-Jährige dazu im Rückblick. Es gebe Geschichten, für die man sein Leben riskieren müsse.
Mit dem Pulitzpreis ausgezeichnet
Seine Feuertaufe erlebt Peter Arnett im Vietnamkrieg. Von 1962 bis 1970 berichtet der gebürtige Neuseeländer für die Nachrichtenagentur AP von den Fronten in Südostasien. Für seine ungeschminkten Reportagen wird er mit dem Pulitzerpreis geehrt. 1980 gründet Ted Turner CNN, den weltweit ersten reinen Nachrichtenkanal, und holt den erfahrenen Reporter zum Fernsehen.
Die Reportagen aus Bagdad, mit denen Arnett und zwei Kollegen 1991 den Irakkrieg in die Wohnzimmer in aller Welt senden, bringen CNN den endgültigen Durchbruch im Newsgeschäft. Arnett interviewt Saddam Hussein und 1997 auch einen noch weithin unbekannten Mann, der die USA bald in Angst und Schrecken versetzt: Osama bin Laden.
Zwei Maximen sei er stets treu geblieben, sagt Arnett: "Sei skeptisch bei Informationen der Regierung und berichte nur, was du selbst gesehen hast." 1998 aber missachtet die für ihren Eigensinn gefürchtete Reporter-Ikone die eigenen Regeln. Eine Story über angebliche Giftgaseinsätze der USA 1970 in Laos erweist sich als nicht belegbar.
Interview für den Feind
CNN reagiert hart auf den Flop und setzt Peter Arnett 1999 nach 18 Jahren den Stuhl vor die Tür. Nach dem Rauswurf hat der gefallene Medienstar große Probleme, einen neuen Sender zu finden. Schließlich kommt Arnett bei NBC unter, wo er seine Reputation und Karriere erneut durch einen kapitalen Fehler torpediert.
Im zweiten Irakkrieg 2003 gibt er ausgerechnet dem irakischen Staatsfernsehen ein Interview, in dem er die Strategie der USA hart kritisiert. Öffentlichkeit und Presse in Amerika reagieren entrüstet. Arnett zeigt sich reuig, doch NBC gibt dem Druck nach und entlässt ihn. Nach vier Jahren beim britischen Boulevard-Blatt "Daily Mirror" zieht sich Peter Arnett 2007 enttäuscht ins Privatleben zurück.
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- 2. August 1990 - Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait | mehr
- 16. Juli 1979 - Saddam Hussein wird Präsident des Irak | mehr
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