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14. Februar 1987 - Letztes Kapitel von "Picknick am Valentinstag" veröffentlicht

Stand: 14.02.2017, 00:00 Uhr

Valentinstag im Jahr 1900: Die Schülerinnen eines australischen Mädchenpensionats sind zu einem Ausflug unterwegs. Ziel ist das rund 70 Kilometer nordwestlich von Melbourne gelegene Felsmassiv "Hanging Rock". Dort angekommen, fühlen sich drei der Schülerinnen und eine Lehrerin von den Felsen magisch angezogen. Sie verschwinden spurlos. Nur ein Mädchen, das sich an nichts erinnert, wird wiedergefunden.

Grob zusammengefasst ist dies die Handlung, die Joan Lindsay 1967 in ihrem Roman "Picnic at Hanging Rock" erzählt. Sie berichtet davon, wie das Ereignis zum Zerfall der Schule führt, in deren Verlauf noch mehrere Menschen sterben. Aber darüber, wie und warum die Mädchen und ihre Lehrerin verschwanden, schweigt sie sich aus.

Dichtung und Wahrheit

Lindsay entstammt jener viktorianischen Epoche, die sie im Roman beschreibt. Geboren wird sie 1896 als Kind einer Familie aus der höheren Gesellschaft unter dem Namen Joan a’Beckett Weigall. Sie besucht ein Mädchenpensionat wie das im Roman beschriebene und studiert Malerei. Am Valentinstag 1922 heiratet sie den späteren Kurator der Nationalgalerie von Victoria, Sir Daryl Lindsay, und widmet sich fortan der Kunst und dem Schreiben.

Das Erscheinen von "Picknick am Valentinstag" löst unter den Lesern zahlreiche Spekulationen aus. Diese beziehen sich zum einen darauf, ob es ein Ereignis wie das am Hanging Rock tatsächlich gegeben hat. Die Autorin deutet es im Vorwort an, will die Entscheidung aber ihren Lesern überlassen. Viele Fans forschen vergeblich nach Anhaltspunkten. Tatsache ist, dass in den australischen Polizei- oder Zeitungsarchiven kein Bericht über verschwundene Mädchen am Hanging Rock existiert.

Waren Aliens am Werk?

Die anderen Spekulationen zielen auf die Umstände des Verschwindens. Wurde die Gruppe von dem zurückgekehrten Kind ermordet? Oder gar von Außerirdischen entführt? Die stark mit Weichzeichneroptik operierende Verfilmung von "Picknick am Valentinstag", die den damals noch gänzlich unbekannten australischen Regisseur Peter Weir 1975 an die Spitze der internationalen Regiegarde katapultiert, gibt der Spekulationswelle einen neuen Schub. Aber Autorin Lindsay schweigt sich beharrlich aus.

Ernüchternd ist für viele Fans, dass sich in den frühen 80er Jahren herausstellt, dass das Manuskript durchaus ein abschließendes 18. Kapitel besaß, der Verleger aber einen offenen Schluss besser fand und den Roman deshalb mit dem 17. enden ließ - aus Marketingsicht eine kluge Entscheidung, die "Picknick am Valentinstag" zu einem Bestseller machte. Als Lindsay 1984 in Melbourne stirbt, verfügt sie, dass drei Jahre später – am Valentinstag – das letzte Kapitel herauskommen solle. 

Akt der Befreiung

Am 14. Februar 1987 wird es der Öffentlichkeit mit großem Reklamewirbel zugänglich gemacht. 2.000 Wörter sind es, die beschreiben, wie die Mädchen in einen traumartigen Zustand geraten und ihre Korsagen über die Klippe werfen, die aber in der Luft schweben bleiben. Dann öffnet sich ein Loch im Raum, und die Lehrerin, die inzwischen zu einem Clownswesen geworden ist, überredet zwei der Verschwundenen, mit ihr hineinzuklettern. Das dritte Mädchen wählt den Weg zurück.

Eigentlich schafft das letzte Kapitel also eher neue Rätsel, als das Geheimnis vom Hanging Rock zu lösen.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Februar 2017 ebenfalls an die Veröffentlichung des letzten Kapitels von "Picknick am Valentinstag". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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