Offene Brüche, abgerissene Gliedmaße, schwelende Brandwunden - in den US-amerikanischen Ärzte-Serien kann es heutzutage nicht blutig genug zugehen. Doch zwischen Dr. House, Dr. Grey und MacDreamy sehnen sich viele zurück in die beschaulichen 80er. Denn da führt uns eine deutsche Arzt-Serie noch behutsam an die Zerbrechlichkeit des eigenen Körpers heran: Die Schwarzwaldklinik.
"Morgen, mein Name ist Brinkmann, ich bin der neue Chefarzt!" So stellt sich Professor Klaus Brinkmann am 22. Oktober 1985 in der ersten Folge der ZDF-Produktion vor. Der erfolgreiche Chirurg ist in seinen Geburtsort zurückgekehrt, um die örtliche Klinik zu übernehmen. Es ist der Start zu 70 Folgen voller dramatischer, heiterer und romantischer Momente rund um den "Halbgott in Weiß", seine Familie und die Belegschaft. Medizinische Belange spielen da nur am Rande eine Rolle.
Heile Welt für Millionen Zuschauer
Die Serie erobert die Herzen der Zuschauer im Sturm. Bis zu 28 Millionen Menschen sitzen pro Folge vor den TV-Geräten und bescheren dem ZDF sensationelle Einschaltquoten von bis zu 60 Prozent. Auch international ist die Schwarzwaldklinik ein Erfolg; sie wird in 43 Ländern ausgestrahlt. Kritik gibt es dennoch: Manchen ist die Serie zu seicht, professionelle Mediziner bezeichnen sie als wenig authentisch.
Nichts zu meckern gibt es dagegen bei der Besetzung: Klausjürgen Wussow als Chefarzt Dr. Brinkmann, Sascha Hehn als dessen Sohn und Frauenheld Udo sowie Gaby Dohm als Brinkmanns bessere Hälfte Christa prägen eine ganze Generation. Unvergessen sind auch Eva Maria Bauer als Oberschwester Hildegard, Jochen Schroeder als frecher Pfleger Mischa oder Evelyn Haman als Haushälterin Carsta Michaelis.
Hamburg statt Schwarzwald
Die Dreharbeiten zur Schwarzwaldklinik beginnen im August 1984 im Glottertal bei Freiburg. Tatsächlich aber kuriert Professor Brinkmann seine Patienten meist in einem Hamburger Studio, denn nur die Außenaufnahmen gaukeln das Schwarzwald-Idyll vor. Das sorgt für Irritationen bei den Fans, die massenweise ins Glottertal pilgern. Auch richtige Mediziner bewerben sich um eine Stelle in der scheinbar realen Schwarzwaldklinik.
Zwar existiert das Gebäude aus dem Vorspann der Serie tatsächlich, die Brinkmanns aber sucht man dort vergebens. Die "Klinik Glotterbad" ist erst ein Sanatorium und später eine psychosomatische Fachklinik - ganz ohne Operationssaal.
Im März 1989 ist Schluss. Dennoch werde die Schwarzwaldklinik weiterleben - "als ein Ort, wo Menschen für Menschen da sind", verabschiedet sich Professor Brinkmann. Mehr als 25 Arztserien kommen seitdem ins deutsche Fernsehen. Den Erfolg des Vorbilds schafft keine.
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