Im August 1945 erschüttern die Abwürfe der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki die Welt. Die Sowjetunion - im Zweiten Weltkrieg noch mit den USA verbündet - will gleichziehen. Doch Moskau hat bis Ende der 1930er Jahre die Nuklearforschung vernachlässigt. Deswegen setzt der Kreml auf Spionage.
Zu den Topquellen gehört der deutsche Physiker Klaus Fuchs, der nach der Machtübernahme der Nazis 1933 von der SPD zur KPD wechselte und nach Großbritannien emigrierte. Ab 1941 arbeitet er für das britische Atomprogramm, zwei Jahre später für das amerikanische.
Auch der Wissenschaftler und Kommunist Julius Rosenberg arbeitet am Bau der US-Atombombe mit. Er wird später zusammen mit seiner Frau in den USA wegen Geheimnisverrats hingerichtet.
Wodka als Strahlenschutz
Schließlich ist Stalin am Ziel: Am 29. August 1949 wird die erste sowjetische Atombombe auf dem Testgelände von Semipalatinsk im Nordosten Kasachstans gezündet. Vor der Explosion werden Flugzeuge und Panzer sowie Attrappen von Häusern platziert, um die Zerstörung zu messen.
Neben Tieren werden auch Menschen der Strahlung ausgesetzt. "Wir mussten eine Reihe von Gruben ausheben", erinnert sich der Schafhirte Tschikja Achmietow. "Drei Meter tief." Zum Strahlenschutz setzt die Armee auf ein Hausmittel: Soldaten bringen einen Kasten Wodka und jeder muss 200 Gramm trinken.
Körperliche Folgen
In den kommenden Jahren werden im Sperrgebiet Semipalatinsk überirdisch 164 Atomsprengsätze getestet - und hunderte unter der Erde. Das Testgelände liegt unweit von Wohngebieten.
Achmietow überlebt viele Jahre, aber seine sechs Kinder, die zur Zeit des Atomtests geboren werden, leiden unter Kopfschmerzen und Nasenbluten. Bei manchen wachsen Hände, Füße und Kopf schneller als der übrige Körper. Auch Krebserkrankungen treten auf.
Zwangsinternierung im Zweiten Weltkrieg
In einer besonderen Lage sind jene Russlanddeutsche, die nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion zwangsweise in die Nähe des Testgeländes gebracht wurden. Die Sondersiedlungen dürfen sie nicht verlassen.
Erst Mitte der 1950er Jahre endet die Internierung. Die Atombombentests gehen bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991 weiter.
Unterstützung möglich
Heute ist das Testgelände geschlossen. Aber es strahlt weiter. Kinder und Enkel der Augenzeugen sind krank. Manche leben in Deutschland.
Russlanddeutsche, die in Semipalatinsk eingeschlossen waren, haben ein Recht auf Unterstützung vom deutschen Staat. Das hat das Bundessozialgericht 2018 entschieden.
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