23. Januar 2004 - Der Fotograf Helmut Newton stirbt

Stand: 23.01.2019, 00:00 Uhr

Die Frauen auf Helmut Newtons Fotografien tragen teure Kleider, hohe Schuhe, dazu manchmal Reitgerten oder Fesseln. Alice Schwarzer bezeichnet seine Bilder als "faschistisch". Dazu entgegnet er bei einem Auftritt im Jahr 2002 im Berliner Renaissance-Theater: "Meine Frauen sind triumphal und stark. Und wenn mal ein Mann dabei ist, dann ist er ein Accessoire und wird vielleicht von der Frau getreten. Also, ich glaube, ich bin ein Feminist."

23 Jahre bei der französischen "Vogue"

Der berühmte und umstrittene Fotograf wird am 31. Oktober 1920 als Helmut Neustädter in Berlin geboren. Seine Familie ist jüdisch und wohlhabend, der Vater Knopffabrikant, seine Mutter eine elegante, mondäne Frau, die ihren Sohn verhätschelt. "In unser Haus kamen regelmäßig die deutsche 'Vogue', 'Der Silberspiegel', 'Die Dame' und die 'Berliner Illustrirte Zeitung'. Und das habe ich alles verschlungen", erinnert sich Newton, der mit 15 Jahren beschließt, Modefotograf zu werden.

Helmut Newton, Fotograf (Todestag 23.01.2004) WDR 2 Stichtag 23.01.2019 04:17 Min. Verfügbar bis 20.01.2029 WDR 2

Download

Sein Vater ist entsetzt, doch seine Mutter verschafft ihm 1936 eine Lehrstelle bei Yva, einer angesehenen Berliner Fotografin. Nach der Reichspogromnacht 1938 muss Helmut Newton emigrieren und strandet mit 18 Jahren zunächst in Singapur, dann in Australien.

Als Modefotograf arbeitet er ab Mitte der 50er-Jahre erst bei der britischen "Vogue", ab 1962 bei der französischen. "Ich war 23 Jahre bei der französischen 'Vogue', eine meiner glücklichsten Zeiten als Fotograf", sagt er.

Jean-Marie Le Pen mit Dobermännern

Vor allem Porträts sind ein wichtiger Teil seiner Arbeit. Er fotografiert Helmut Kohl (CDU) vor einer alten Ulme, Gerhard Schröder (SPD) mit seiner faltigen Aktentasche, den Schwimmer Michael Groß wie einen sitzenden Albatros auf einem Startblock. Und den französischen Front National-Politiker Jean-Marie Le Pen mit seinen Dobermännern. Helmut Newton gibt zu: "Es ist nicht sehr psychologisch, was ich mache. Es ist mehr Effekthascherei."

Am 23. Januar 2004 stirbt er mit 83 Jahren bei einem Verkehrsunfall in Los Angeles. Begraben wird er in seiner Geburtsstadt Berlin.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

Stichtag am 24.01.2019: Vor 70 Jahren: Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung wird gegründet