"Ich bin nie mit mir zufrieden", sagt der Schauspieler Uwe Friedrichsen. Er arbeite akribisch an sich und an dem jeweiligen Stück. "Ich möchte die höchstmögliche Qualität haben, weil ich finde, das Publikum hat es verdient."
In mehr als 100 Theater- und Fernsehrollen setzt er diesen Anspruch um. Sein Perfektionismus bringt ihm in Kollegenkreisen allerdings auch den Spitznamen "Uwe Schwierichsen" ein. Doch Friedrichsen lässt sich nicht bremsen: "Ich hatte immer das Bedürfnis, Menschen zu unterhalten."
Hafenarbeiter und Zeitungsausträger
Nach der Schule muss der am 27. Mai 1934 in Hamburg-Altona geborene Sohn eines Ingenieurs zunächst eine kaufmännische Lehre absolvieren. "Weil mein Vater verlangte, dass ich einen sogenannten vernünftigen Beruf ergreife."
Nebenher sammelt Friedrichsen erste Bühnenerfahrungen in einer Laienspielgruppe. Mit Freunden gründet er 1953 das "Theater 53". Sein Geld verdient er in dieser Zeit als Hafenarbeiter und Zeitungsausträger.
Von Gründgens engagiert
Friedrichsens Beharrlichkeit zahlt sich aus: 1956 holt ihn Intendant Gustaf Gründgens ans Deutsche Schauspielhaus, zu dessen Ensemble er bis 1968 gehört. "Das war die große Zäsur in meinem Schauspielerleben."
So wirkt das norddeutsche Nachwuchstalent auch in der berühmten "Faust"-Inszenierung mit, die 1960 verfilmt wird. Er spielt den Schüler, der bei Mephisto vorstellig wird: "Ich bitt Euch, nehmt Euch meiner an."
"Sesamstraße" und Synchronsprecher
Friedrichsen beherrscht das ernste wie auch das komische Fach. Drei Jahre lang ist er neben Liselotte Pulver in der "Sesamstraße" zu sehen.
Anschließend ermittelt er als Zollfahnder Zaluskowski in der ARD-Serie "Schwarz-Rot-Gold". Dafür erhält er das Bundesverdienstkreuz, weil er einem breiten Publikum klar gemacht habe, dass Schmuggel kein Kavaliersdelikt sei.
Auch als Synchronsprecher ist Friedrichsen viel beschäftigt. Er leiht unter anderem Jerry Lewis, Gerard Depardieu und Peter Falk die Stimme.
Neugier als Lebenselixier
Seine wahre Leidenschaft bleibt aber die Bühne. Es zieht ihn immer wieder zurück auf die Bühne. Sein Antrieb: "Die Neugier ist das, was uns am Leben erhält." Wer aufhört, neugierig zu sein, sagt er, werde alt.
Zuletzt spielt Friedrichsen 2013 am Ohnsorg-Theater in plattdeutscher Sprache. Drei Jahre später, am 30. April 2016, stirbt er mit 81 Jahren in einer Hamburger Klinik an Krebs.
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