Titelseite des "Völkischen Beobachters" vom 31. Januar 1933

3. Januar 1920 - "Völkischer Beobachter" erscheint deutschlandweit

Stand: 03.01.2020, 00:00 Uhr

Dreieinhalb Seiten völkische Gesinnung, eine halbe Seite Anzeigen - Anfang 1920 ist der "Völkische Beobachter" mit einer Auflage von 7.000 Stück ein Wochenblättchen aus der bayerischen Provinz. Gerade erst hat er sich von "Münchner Beobachter" umbenannt.

Hinter dem "Völkischen Beobachter" steht die Thule-Gesellschaft, ein nationalistisch-antisemitischer Geheimbund. Sein Symbol ist das Hakenkreuz, sein Gruß lautet "Sieg und Heil". Am 3. Januar 1920 erscheint die Zeitung erstmals überregional.

Der Völkische Beobachter erscheint überregional (am 03.01.2020)

WDR 2 Stichtag 03.01.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 31.12.2029 WDR 2


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Antisemitische Fake-News

Statt Sachlichkeit bietet der "Völkische Beobachter" nur Verschwörungstheorien. "Alles Schlechte, was passierte, wurde letztendlich auf den Einfluss der Juden zurückgeführt", sagt Klaus Lankheit vom Institut für Zeitgeschichte in München. "Auch der Versailler Vertrag."

Ende 1920 kauft die noch unbedeutende NSDAP auf Betreiben von Adolf Hitler den "Völkischen Beobachter". Zeitungen sind damals das einzige Massenmedium. Hitler ist Herausgeber und Leitartikler.

"Kampfblatt" der Nazis

"Wir wollen das Volk aufregen. Und nicht nur aufregen - aufpeitschen wollen wir es", schreibt Hitler. Bald nennt sich der "Völkische Beobachter" das "Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands".

Der "Völkische Beobachter" wird mehrmals verboten. Doch mit den Wahlerfolgen der NSDAP wächst auch die Auflage der Zeitung. Als Hitler 1933 die Macht zugespielt bekommt, ist aus der wöchentlichen Provinzpostille eine der größten Tageszeitungen Deutschlands geworden.

Millionen-Auflage

Hitler legt die Herausgeberschaft nieder. "Allerdings blieb der 'Völkische Beobachter' das Haupt-Parteiblatt und mauserte sich zu einer regierungsamtlichen Zeitung", so Historiker Lankheit.

Als erste deutsche Tageszeitung erreicht der "Völkische Beobachter" eine Millionen-Auflage. Dazu trägt die Werbemethode bei: "Die SA ging von Tür zu Tür und legte den Leuten nahe, den 'Völkischen Beobachter' zu abonnieren", sagt Wissenschaftler Lankheit.

Propaganda bis zum Schluss

Die Zeitung liefert die offizielle NS-Sicht. Nach der Niederlage in Stalingrad 1943 bereitet der "Völkische Beobachter" zum Beispiel den Boden für die Sportpalast-Rede von Joseph Goebbels. Schon Wochen zuvor verwendet die Zeitung mehrfach den Begriff "Totaler Krieg".

Auch der letzte Aufmacher vom 30. April 1945 ist Propaganda: "Krawall feiger Deserteure in München niedergeschlagen!" Die letzte, in der "Hauptstadt der Bewegung" gedruckte Ausgabe wird jedoch nicht mehr ausgeliefert: Die Amerikaner besetzen die Stadt.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Januar 2020 ebenfalls an das erstmalige Erscheinen des "Völkischen Beobachters". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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