An der Geburt des Sonnenkönigs 1638 in Saint-Germain-en-Lay ist ein Gewitter Schuld. Neun Monate zuvor nämlich werden sein Vater Ludwig XIII. und seine Mutter Anna von Österreich während einer Reise von einem Unwetter überrascht und zu einem provisorischen Nachtlager gezwungen.
Ludwig XIII. ist eher jungen Männern als seiner Gemahlin zugetan, die Ehe nach 23 Jahren kinderlos. Aber die elektrisch aufgeladene Atmosphäre gibt dem Herrscherpaar offenbar den nötigen Kick. Der unerwartete Thronfolger jedenfalls wird den Beinamen "Dieudonné" ("Gottesgeschenk") erhalten.
Ein Kardinal regiert
Im Mai 1643 stirbt Ludwig XIII. Für den erst fünfjährigen Sohn übernimmt seine Mutter Anna offiziell die Staatsgeschäfte. Eigentlich aber wird Frankreich von ihrem Berater, dem italienischen Kardinal Jules Mazarin, regiert. Der Schüler Kardinal Richelieus versucht, den jungen Ludwig in die Kunst des Herrschens einzuführen. "Ich muss mich selbst beherrschen können, bevor ich anderen Order geben kann", muss dieser in sein Schulheft schreiben. Und: "Ich muss stets im Gedächtnis behalten, dass ich König bin."
Vor allem an letztere Weisung erinnert sich Ludwig offenbar, als Kardinal Mazarin am 9. März 1661 stirbt. Am nächsten Tag um sieben Uhr morgens zitiert der 22-Jährige den Staatsrat und die mächtigsten Männer seines Reiches zu sich, um ihnen mitzuteilen, dass in Frankreich ab sofort nichts mehr ohne seine Zustimmung geschehen darf: "La face du théâtre change", soll er den verblüfften Ministern und hochgestellten Adeligen entgegengeschmettert haben: Von nun an wird auf der höfischen Bühne alles anders werden.
Wie ausgewechselt
Tatsächlich regiert Ludwig XIV. von diesem Tag an wie ausgewechselt. Er baut die Bürokratie aus, um seine Position zu stärken, und er holt Künstler an seinen Hof. Die ganze aristokratische Kultur arrangiert er um sich selbst als prunkvollen absoluten Herrscher, was ihm den Beinamen "Sonnenkönig" verschafft.
Niemand bekommt den Wandel stärker zu spüren als der königliche Finanzminister Nicolas Fouquet, der am 10. März 1661 ebenfalls zu den Herbeizitierten gehört und da noch glaubt, zum ersten Minister aufzusteigen. Aber der Rang des ersten Ministers wird abgeschafft. Wenige Wochen nach der Unterredung gibt Fouquet ein pompöses Einweihungsfest für sein Schloss Vaux-le-Vicomte, zu dem auch Ludwig XIV. geladen ist und das den Reichtum des Königs verblassen lässt.
Zornig verlässt Ludwig XIV. das Fest. Er lässt Fouquet verhaften und sorgt dafür, dass er wegen Veruntreuung von Staatsfinanzen und Verschwörung verurteilt wird. Den Richterspruch der Verbannung verwandelt der absolutistische Herrscher selbstherrlich in lebenslange Haft.
Stand: 10.03.2011
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