1893 kommt ein motorisiertes Dreirad im französischen Burgund zum Stehen. Der Legende nach ist der 15-jährige Fahrradreparateur Louis Chevrolet der einzige, der das merkwürdige Vehikel durch einen kräftigen Stoß wieder zum Fahren bringen kann. Chevrolet darf aufsteigen. "Da fuhr ich plötzlich auf diesem Dreirad und meine Freunde jubelten mir zu", wird er sich später erinnern. "Ich war der glücklichste Mensch der Welt."
Will man einer Variante der Legende glauben, ist es ein amerikanischer Millionär aus dem Clan der Vanderbilts, der den Jungen eine Ehrenrunde drehen lässt und ihn ermutigt haben soll, in die USA zu gehen: "We need people like you!" Wie dem auch sei: Der Funke springt über, die Leidenschaft für motorisierte Fahrzeuge ist bei Chevrolet geweckt.
Der "französische Teufelskerl"
Geboren wird Chevrolet am ersten Weihnachtstag 1878 im schweizerischen Städtchen La-Chaux-de-Fonds. Sein Vater ist ein erfolgloser Uhrmacher; als Louis sechs Jahre alt ist, versucht die Familie im Burgund ihr Glück. Schon früh versucht Chevrolet hier, Fahrräder für lokale Rennen schneller zu machen.
An seinem 22. Geburtstag kommt Chevrolet im Auftrag einer Autofirma in Nordamerika an. In Kanada arbeitet er als Chauffeur, dann übersiedelt er nach New York. In den USA fährt – und gewinnt – er halsbrecherische Wagenrennen, zunächst für Fiat, dann für Buick, um die Marken populärerer zu machen. Mehrmals bricht er dabei den bestehenden Geschwindigkeitsrekord. Auf den Pisten nennt man ihn den "französischen Teufelskerl".
Verarmt und mittellos
1911 beschließt Chevrolet, mit dem Chef von General Motors, Billy Durant, in einer eigenen Firma unter der Marke "Chevrolet" ein Auto zu entwickeln. Ergebnis ist das Coupé "Classic Six": ein eleganter Fünfsitzer mit sechs Zylindern im höherpreisigen Segment.
Aber Durant will günstige Autos für die Masse bauen, um Marktführer Ford herauszufordern. Chevrolet indes setzt auf innovative Rennwagen. Nach nur zwei Jahren trennen sich die Firmengründer wieder. Während Durant den Markennamen behält und "Chevrolet" zum Inbegriff des motorisierten Way of Life avanciert, scheitert der Namensgeber mit seinen folgenden Rennauto-Projekten.
Den Aufstieg von "Chevrolet" erlebt der Namensgeber nicht mehr. Verarmt und isoliert stirbt Louis Chevrolet nach mehreren Schlaganfällen am 6. Juni 1941 in Detroit. Mit seinem poppigen, verschnörkelten Design prägt die nach ihm benannte Automarke in den 50er Jahren die Alltagskultur der USA maßgeblich mit.
Stand: 06.06.2011
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Juni 2011 ebenfalls an Louis Chevrolet. Auch das "ZeitZeichen" gibt es einen Monat lang als Podcast.