André-Marie Ampère verdankt seine Karriere als Wissenschaftler vor allem dem Erziehungskonzept seines Vaters: Der ist der Meinung, dass sich Kinder durch Bildung selbst erziehen müssen, und öffnet seinem Sohn deshalb seine Bibliothek. André-Marie saugt schon mit zehn Jahren die Inhalte eines 20-bändigen Lexikons in sich auf – vor allem im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaft.
Mathematik und Philosophie
Ampère wird 1775 in Lyon geboren. Ohne Schul- oder Universitätsabschluss wird er wegen seiner herausragenden Fähigkeiten und Kenntnisse in Lyon als Lehrer eingestellt. 1804 übersiedelt er ins Zentrum der Wissenschaft, nach Paris. Hier hat die Revolution die Vernunft an die Stelle der Religion gesetzt: Ein Umstand, der den Katholiken Ampère beunruhigt und zugleich fasziniert.
Als Wissenschaftler setzt Ampère auf die Mathematik als Modedisziplin der Zeit. Aber seine große Stärke besteht darin, über den Tellerrand logischer Formeln und Funktionen hinauszuschauen. 1808 wird er Generalinspektor der Polytechnischen Hochschule in Paris; nach intensiver Auseinandersetzung mit Immanuel Kant unterrichtet er zudem Philosophie an der Historisch-Philosophischen Fakultät.
Folgenschwerer Irrtum
Mit 45 Jahren hört Ampère von den Versuchen des Dänen Hans Christian Ørsted zur Beeinflussung einer Magnetnadel durch elektrischen Strom. Er forscht in diese Richtung weiter und stürzt sich in seine ersten eigenen Experimente. Zwei Wochen später kann er als Sensation verkünden, dass elektrische Ströme eine mechanische Kraft ausüben: Diese Entdeckung der sogenannten Elektrodynamik ist Ampères originäres Verdienst.
Fieberhaft sucht Ampère nach einer Formel für seine Erkenntnis. Er ist dabei erfolgreich, lässt aber den technisch weitaus wichtigeren Umkehreffekt außer Acht, nämlich den, dass Magnetismus elektrischen Strom erzeugen kann: die Basis von Dynamo und der Elektrotechnik. Zehn Jahre später wird dieses Prinzip der elektromagnetischen Induktion vom Briten Michael Faraday beschrieben.
In einem Brief an Faraday bezeichnet Ampère seine Ignoranz als seinen großen Irrtum. Er stirbt am 10. Juni 1836 in Marseille. Heute wird die Stromstärke in Ampere gemessen.
Stand: 10.06.2011
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