Von einer Sache ist Frank Shuman überzeugt: "Entweder die Menschheit macht sich die Sonnenenergie zunutze, oder sie fällt zurück in die Barbarei." Aus diesem Grund konstruiert der US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln 1908 einen gewölbten Spiegel, der die Sonnenstrahlung bündelt, um Wasser zu erhitzen - und dann mit dem entstandenen Wasserdampf über eine Turbine einen Stromgenerator anzutreiben.
Fünf Jahre später baut Shuman südlich von Kairo die erste solarthermische Anlage: fünf 70 Meter lange und vier Meter breite Reihen von Spiegelkollektoren mit der Gesamtleistung eines 55-PS-Motors. 1914 stellt Shuman seine Pläne dem Berliner Reichstag vor, der eine solarthermische Großanlage für die Kolonie "Deutsch-Südwest" bestellt. Allerdings macht der Beginn des Ersten Weltkriegs dem Erfinder ebenso einen Strich durch die Rechnung wie später größere Ölfunde im Nahen Osten - damals erscheint dies als die effektivere Energiequelle. Shuman stirbt 1918 in der Nähe von Philadelphia.
Temperaturen über 2.000 Grad
Trotzdem geht seine Grundidee nicht verloren. Aber es dauert noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg, bevor sie in Europa wieder aufgegriffen wird. In Odeillo in den Pyrenäen nahe der spanischen Grenze – einer Region mit rund 3.000 Sonnenstunden jährlich – lässt Frankreich für wissenschaftliche Zwecke in 1.600 Metern Höhe eine Art Riesen-Brennglas bauen.
Es ist eine terrassenförmige Anlage mit 63 Spiegeln von je 45 Quadratmetern Fläche. Die Sonnenstrahlung wird auf einen weiteren, 9.000-teiligen Riesenspiegel geworfen, der die Ausmaße eines elfstöckigen Hochhauses hat. So entstehen Temperaturen jenseits der 2.000 Grad. Am 25. Januar 1977 geht das Sonnenkraftwerk in Betrieb. Sein Stromgewinn ist nur gering; aber es geht ja auch um wissenschaftliche Erkenntnis.
Heißer Ofen in Köln-Porz
Auch in Deutschland forscht man an der Kraftnutzung der Sonne. Seit 1994 gibt es in Köln-Porz einen ähnlichen, vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen Sonnenofen. In ihm wird das Sonnenlicht auf das 5.000-fache der eigentlichen Kraft gebündelt. Temperaturen von bis zu 2.500 Grad zu sind damit möglich.
Um der Öffentlichkeit die Kraft der Anlage zu erläutern, haben die Forscher laut DLR-Ingenieur Christian Willsch einmal im Fernsehen einen Tresor aufgeschmolzen: "Das hat dann nur 20 Sekunden gedauert."
Stand: 25.01.2012
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. Januar 2012 ebenfalls an das erste Sonnenkraftwerk. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.