1929 versuchen die beiden Mafia-Bosse Joe Masseria und Salvatore Maranzano die Gesamtkontrolle über die kriminelle Organisation zu erlangen. Zwei Jahre dauert die blutige Auseinandersetzung des so genannten Castellammarese War – und behindert mit ihren Straßenschießereien und Morden die "normalen" illegalen Geschäfte der Mafia.
Charles "Lucky" Luciano, damals Leibwächter bei Masseria, ist dies ein Dorn im Auge. Als ein Killerkommando seinen Boss in einem Restaurant erschießt, ist er gerade auf Toilette. Masserias Mörder soll er selbst angeheuert haben – ebenso wie jenen Trupp falscher Steuerfahnder, der anschließend Maranzano den Garaus macht.
Schutzgeld von Würfelspielern
Am Ende seines Lebens soll Luciano 90 Mafiosibosse auf dem Gewissen haben – inwieweit dies der Wahrheit entspricht, wird bei der Mythenbildung rund um seine Person wohl niemals ganz zu klären sein. Geboren jedenfalls wird der legendäre Mafiosi 1896 als Salvatore Lucania auf Sizilien. Als 10-Jähriger übersiedelt er mit seinen Eltern nach New York, wo die Familie in einem der vielen Ghettos für Immigranten angesiedelt wird. Wie den anderen Bewohnern, so wird auch Luciano der Zugang zu Bildung ebenso erschwert zum Beispiel zu medizinischer Versorgung oder höheren Ämtern.
Schnell findet Luciano heraus, dass beim Würfelspiel viel Geld zu verdienen ist: mit Schutzgelderpressung von den Würfelbesitzern. Durch diesen Straßenjob wird er mit den Bossen der italienisch-amerikanischen Mafia bekannt. Sein Aufstieg aber beginnt wie bei vielen Mafiagrößen in den 20er Jahren während der Prohibition: Mit Alkoholschmuggel, aber auch mit Prostitution und Mädchenhandel verdient er ein Vermögen.
Tod auf dem Weg zum Biografen
Nach dem Castellammarese War ist es angeblich Luciano, der innerhalb der Mafia eine Kommission anregt: ein Gremium in der Art des Aufsichtsrats in Unternehmen, das der internen Befriedung der Verbrecherorganisation durch Aufteilung des Marktes in Gesprächen dienen soll. Aber es gibt Kreise, die keinen Frieden wollen. Luciano wird an die Polizei verraten und 1936 vor Gericht gestellt. Mindestens 30 Jahre soll er hinter Gitter bleiben.
Dann versenken deutsche U-Boote 1942 mehrere Handelsschiffe an der Ostküste der USA. Gerüchte von Spionage machen die Runde. Lucianos Komplizen lassen geschickt durchsickern, dass die Lage an der Ostküste nur mit der Zustimmung des Gangsterbosses unter Kontrolle zu bringen sei. Luciano wird wegen seiner "Verdienste um das amerikanische Volk" vorzeitig aus der Haft entlassen - und schnell nach Italien abgeschoben.
Angeblich schiebt Luciano von Neapel aus danach den internationalen Drogenhandel an. Vermutlich aber gerät er mehr und mehr in Vergessenheit. Um seinen Mythos vorm Verblassen zu vermarkten, will er seine Biografie schreiben lassen. Am 26. Januar 1962 fährt er zum Flughafen von Neapel, um seinen Biografen zu treffen. Dabei stirbt er an einem Herzinfarkt.
Stand: 26.01.2012
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Januar 2012 ebenfalls an "Lucky" Luciano. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.