Heinz Rühmann, Schauspieler (Aufnahme von 1977)

Stichtag

7. März 1902 - Heinz Rühmann wird geboren

Er ist klein, witzig und ein begeisterter Flieger: Heinz Rühmann gehört zu den erfolgreichsten deutschen Schauspielern des 20. Jahrhunderts. Vielen ist er mit seinen Paraderollen als "Hauptmann von Köpenick" oder als Oberprimaner Hans Pfeiffer mit drei "f" in der "Feuerzangenbowle" im Gedächtnis geblieben. Sein Privatleben führt er "streng nach der Uhr", erinnert sich Rühmanns Sohn Heinzpeter: "Es gab zu einer bestimmten Zeit Frühstück und Mittagessen, den Nachmittagstee und Abendessen." Das habe zum Teil skurrile Züge angenommen: "Selbst wenn wir Gäste hatten, ist mein Vater um halb elf ins Bett gegangen."

Eine feste Struktur ist wichtig für Rühmann. Er lebt zurückgezogen, arbeitet diszipliniert und braucht Halt in der Ehe. "Er war nicht gerne allein", sagt seine letzte Frau, Herta Rühmann. "Ich habe mir nie erlaubt, auch nur eine Tasse Kaffee irgendwo zu trinken, weil ich wusste, dass er wartet und unglücklich ist."

Lieblingskomiker der Nation

Geboren wird Rühmann am 7. März 1902 in Essen. Seine Eltern führen ein Hotel. Der kleine Heinz liebt es, Gedichte für die Gäste zu rezitieren, mag den Applaus und beschließt, Schauspieler zu werden. "Ich hatte dieses unbändige Verlangen, Theater zu spielen", sagt Rühmann später. Noch vor dem Abitur, mit 17 Jahren, verlässt er das Gymnasium und meldet sich in München als Schauspielschüler an. Dorthin ist er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern gezogen, nachdem sich die Eltern 1916 getrennt hatten.

1920 debütiert Rühmann in der Rolle eines jugendlichen Liebhabers am Breslauer Lobetheater. Doch diesen Part nimmt ihm niemand ab: Er ist mit 1,65 Metern Körpergröße dafür schlichtweg zu klein. Im Jahr darauf entdeckt er am Residenztheater in Hannover seine komische Begabung: "Die ernsthaften Dinge schmecken besser, glaube ich, wenn sie mit Humor serviert werden", sagt er später. Er wird zum Lieblingskomiker der Nation und spielt den kleinen Mann von nebenan, der sich durchbeißt. Den Durchbruch zum Filmstar gelingt ihm 1930 mit einer Hauptrolle in "Die Drei von der Tankstelle". Von seinen ersten Film-Gagen kauft er sich ein Sportflugzeug. In "Quax, der Bruchpilot", einem Propaganda-Film der Nazis, fliegt Rühmann viele der gewagten Flugmanöver selbst.

In über 100 Filmen gespielt

Rühmann ist einer der Lieblingsschauspieler des Nazi-Regimes - und verheiratet mit einer Frau jüdischer Abstammung. Reichsmarschall Hermann Göring rät ihm, seine Frau zu verlassen und sie mit einem Ausländer zu verheiraten. Auch Propagandaminister Joseph Goebbels übt Druck aus. Rühmann tut, wie ihm geheißen. Doch auch seine zweite Frau ist jüdischer Abstammung. Goebbels, mit dem Rühmann gern mal einen gemütlichen Abend verbringt, duldet diese Verbindung aber.

Nach dem Zweiten Weltkrieg tingelt Rühmann zunächst mit einer Theatergruppe übers Land. Er gründet die Produktionsfirma "Comedia", verliert aber viel Geld, da die Filme, die er produziert, floppen. Doch mit seiner Disziplin schafft er es, die Schulden zu tilgen. Auch findet er bald wieder Anschluss an seine alte Popularität. Große Erfolge hat er in Filmen wie "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", "Wenn der Vater mit dem Sohne", "Charlys Tante", "Pater Brown" und "Der brave Soldat Schwejk". Insgesamt wirkt Rühmann in mehr als 100 Spielfilmen mit. Seine letzte Rolle spielt er 1993 als 91-Jähriger in Wim Wenders' "In weiter Ferne, so nah!" Rühmann stirbt am 3. Oktober 1994 in Berg am Starnberger See.

Stand: 07.03.2012

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