1880 reist Max Maria von Weber mit der Eisenbahn durch die USA. Da bleibt der Zug auf freier Strecke stehen: Die Passagiere steigen aus, um Kaktusfrüchte zu pflücken. Als sich der Zug plötzlich ohne Signal wieder in Bewegung setzt, muss Weber um sein Leben rennen, um wieder an Bord zu kommen.
"Ich erklomm mit vieler Mühe, mir das Knie beschädigend, den letzten Wagentritt", wird er sich später erinnern. Er ist stocksauer – "aber glücklich, nicht in dieser Unendlichkeit, in der es auf viele Meilen keine menschlichen Wohnungen gibt – nicht einmal Bahnwärter! – zurückgeblieben zu sein".
Der studierte Lokomotivführer
Geboren wird Weber am 25. April 1822 als Sohn des Komponisten Carl Maria von Weber in Dresden. Als der Vater 1826 auf einer Konzertreise nach London an Tuberkulose stirbt, wird der erste Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, Hinrich Lichtenstein, sein Vormund.
Lichtenstein macht Weber für technische Belange sensibel und schickt ihn in Dresden auf die Technische Bildungsanstalt, die darauf angelegt ist, das Königreich Sachsen mit Ingenieuren für die aufkommende Eisenbahn zu versorgen. Zeitgleich mit seinem anschließenden Studium der Naturwissenschaft, Nationalökonomie und Sprachen in Berlin lässt er sich zum Lokomotivführer ausbilden. Anschließend fährt der 22-Jährige ein Jahr lang die Strecken Berlin-Jüterborg und Leipzig-Dresden.
Bahnschranke und "Webermütze"
Schon während seines Studiums arbeitet Weber in der Maschinenfabrik von August Borsig, die neben Pumpen, Dampfmaschinen, Kesseln und Gebläsen auch Eisenbahnen für den deutschen Markt produziert. Durch diese Arbeit und seine praktischen Erfahrungen auf dem Führerstand der Lokomotive ist er tagtäglich mit den Gefahren des Schienenverkehrs konfrontiert.
1852 tritt Weber als Finanzrat in den Sächsischen Staatsdienst ein. Hier wird die Verbesserung der Sicherheitsbedingungen von Eisenbahnfahrten sein Feld. Weber erfindet den Fahrtenschreiber für Lokomotiven und die Bahnschranke. Für das von verschiedenen Staats- und Privatbahnen befahrene Streckennetz entwickelt er eine allgemeine Signalordnung. Er plant einen Bahnhof für Dresden mit logistisch sinnvollen Transport- und Laufwegen. Und er versieht die Stationsvorsteher in Sachsen mit einer signalroten Kopfbedeckung, der "Webermütze".
Tod beim Spaziergang
1854 schreibt Weber eine Studie über Selbstmorde auf Bahnstrecken. Daneben schreibt er Techniknovellen über die Schönheit und den Schrecken der Eisenbahn. Aber er verfasste auch eine Biografie über seinen berühmten Vater, an der er 20 Jahre lang arbeitet.
Wegen seiner Tätigkeit wird Weber als "Eisenbahn-Philosoph" in ganz Europa als Experte geschätzt. 1870 wird er als Hofrat nach Wien geholt, bis 1878 reist er immer wieder durch Europa, den Balkan und den Orient, um Verkehrssysteme zu erkunden. Danach wird er ins preußische Handelsministerium berufen. Doch sein Vorgesetzter mag ihn nicht – und schickt ihn in die USA, um "Wasserstraßen" zu erforschen.
Die monatelange Reise raubt Weber die letzte Kraft. Zurück in Berlin, stirbt der Eisenbahnpionier 1881 mit 59 Jahren auf einem Spaziergang.
Stand: 25.04.2012
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